Wundts Irrtum?

Dass ich ein Fan von Wilhelm Wundt bin, wissen sicher einige! Dessen Hinwendung der Psychologie zu einer naturwissenschaftlichen Ausrichtung, vor allem durch die Hinwendung zur Methode des Experiments (Kontrolle, Wiederholbarkeit, randomisierte Zuweisung), hat sich für die Fachentwicklung als außerordentlich positiv erwiesen. Die naturwissenschaftliche Ausrichtung hat der Psychologie im Gefüge der Disziplinen ein guten Platz verschafft. Mein eigener Doktor-Titel ist ein „Dr. rer. nat.“, als: doctor rerum naturalium!

In einem gerade erschienenen Aufsatz frage ich mich allerdings, ob die Vorbildwissenschaft Physik für unser Fach eine gute Wahl war – mir scheint, dass die Biologie als System-Wissenschaft fast noch besser geeignet wäre, nicht zuletzt deswegen, weil sie mit lebendigen Systemen (und nicht mit toter Materie) arbeitet.

Ich habe diese Überlegungen unter dem etwas provokanten Titel „Wundts Irrtum“ in einem Sammelband veröffentlicht, der von dem kürzlich verstorbenen Kollegen Gerd Jüttemann herausgegeben wurde und gerade erschienen ist.

Quelle: Funke, J. (2023). Wundts Irrtum oder: Was ist die bessere Vorbild-Disziplin, Physik oder Biologie? In G. Jüttemann (Hrsg.), Wie der Mensch sich selbst entdeckte. Zur Psychologie des Erkennens von Sinn (S. 215–226). Psychosozial-Verlag. https://doi.org/10.30820/9783837961126

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