Mensch und Maschine: Wann wird Technologie akzeptiert?

Im Rahmen unseres HeiAge-Projekts (gefördert von der Carl-Zeiss-Stiftung) haben wir uns u.a. mit der Akzeptanz technologischer Hilfen im Alter beschäftigt. Es ging um die Frage, ob technologische Mobilitätshilfen wie z.B. intelligente unterstützende Exo-Suits („smart mobility aids“) wirklich als Hilfen angesehen werden können oder als Behinderungen der eigenen Bewegungsmöglichkeiten.

Im Bild unten sieht man – jeweils in Seiten- bzw. Frontalansicht – links die etwas leichteren, flexiblen „Exo-Suits“ und rechts die „Exo-Skeletons“, die Aufstehen („sit to stand“) und Gehen erleichtern sollen (hier gibt es mehr dazu).

links "Exo-Suits" , rechts "Exo-Skeletons"

Die Zusammenfassung unseres gerade erschienenen Textes (auf Deutsch):

Intelligente Mobilitätshilfen rufen den widersprüchlichen Eindruck hervor, dass sie die Mobilität erhöhen und gleichzeitig einschränken und abhängig machen. Diese Ambivalenz zwischen wahrgenommenem Gewinn und Verlust an persönlicher Kontrolle könnte die Akzeptanz dieser Geräte beeinflussen. In einer präregistrierten Studie (N = 194) untersuchten wir die Erwartungen der Probanden, wie sich die Verwendung eines flexiblen Exosuits und eines starren Exoskeletts auf ihre persönliche Kontrolle auswirken würde, und untersuchten, wie dies ihre Akzeptanz dieser Geräte beeinflusst. Insgesamt erwarteten die Teilnehmer einen Nettogewinn an persönlicher Kontrolle durch die Nutzung intelligenter Mobilitätshilfen. Es gab keinen Unterschied in der Erwartung eines Kontrollgewinns zwischen den Geräten, aber die Erwartung eines Kontrollverlusts war für das starre Exoskelett höher als für den flexiblen Exosuit. Erwarteter Kontrollgewinn und Kontrollverlust erklärten mehr als 50% der Varianz in der Akzeptanz der untersuchten Geräte. Die Überzeugung, dass eine intelligente Mobilitätshilfe die persönliche Kontrolle des Nutzers erhöhen würde, war für die Gesamtakzeptanz aussagekräftiger als die Überzeugung, dass ein solches Gerät die persönliche Kontrolle des Nutzers einschränken würde. Insgesamt zeigen die vorliegenden Ergebnisse, dass die Erwartungen der potenziellen Nutzer hinsichtlich der Veränderung der persönlichen Kontrolle, insbesondere das Ausmaß, in dem positive Veränderungen erwartet werden, eine wichtige Determinante für die Akzeptanz intelligenter Mobilitätshilfen sind.

Die englische Zusammenfassung lautet im Original:

„Smart mobility aids invoke conflicting impressions of enhanced mobility and being restricted and dependent. This ambivalence between perceived gain and loss of personal control might affect the acceptance of these devices. In a preregistered study (N = 194), we investigated people’s expectations on how using a flexible exosuit and a rigid exoskeleton would affect their personal control and tested how this influenced their acceptance of those devices. Overall, participants anticipated a net gain of personal control by using smart mobility aids. There was no difference in anticipations of gain of control between devices, but anticipations of loss of control were higher for the rigid exoskeleton than for the flexible exosuit. Anticipated gain and loss of control explained more than 50% of the variance in the acceptance of the investigated devices. The belief that a smart mobility aid would increase the user’s personal control was more predictive of overall acceptance than the belief that such a device would limit the user’s personal control. Overall, the current findings reveal that potential users’ expectations regarding changes in personal control, in particular the degree to which positive changes are expected, are a key determinant of acceptance of smart mobility aids.“

Was das Ganze bedeutet: Die Akzeptanz technologischer Mobilitätshilfen hängt maßgeblich davon ab, welches Ausmaß persönlicher Kontrolle über die Maschine erwartet wird. Nur dann, wenn man die Kontrolle über die helfenden Geräte besitzt, sind sie hilfreich.

Die nun erfolgte Veröffentlichung unseres Beitrags stellt den Endpunkt einer langen Reise dar – zahllose Revisionen pflastern den bald 2 Jahre dauernden Weg dieses Manuskripts… (der OSF-Eintrag wurde im Januar 2021 angelegt). Danke, liebe Koautorinnen, danke lieber Koautor, dass ihr die dafür notwendige Geduld mitgebracht habt!

Quelle:
Löloff, J., Theisen, M., Mertens, A., & Funke, J. (2023). Human-machine symbiosis: Ambivalent intuitions regarding gain and loss of personal control explain acceptance of smart mobility aids. Behaviour & Information Technology, 42. https://doi.org/10.1080/0144929X.2023.2276812

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