Bambuszahnbürste und Klimakrise

Es ist über eine Neu-Erscheinung auf dem Büchermarkt zu berichten: Die „Heidelberger Standards der Klimamedizin“ sind erschienen! Es werden darin körperliche wie auch psychische Konsequenzen des Klimawandels beschrieben, aber man findet auch Hinweise zum Klimaschutz, zur Klimakommunikation und zur Ausbildung in Klimamedizin. Es geht um das folgende Buch: Nikendei, C., Bugaj, T. J., Cranz, A., Herrmann, A., & Tabatabai, J. (Hrsg.). (2023). Heidelberger Standards der Klimamedizin. Medizinische Fakultät Heidelberg. Hier der zugehörige Link: https://www.heidelbergerklinischestandards.de

Aus dem Vorspann: „Die Heidelberger Standards der Klimamedizin haben zum Ziel, das hochaktuelle und von großer Dringlichkeit geprägte Feld der Klimamedizin, Klimakommunikation, Nachhaltigkeit und planetaren Gesundheit in das Bewusstsein aller Akteur:innen des Gesundheitssektors zu rücken und das Wissen zahlreicher beteiligter Fachexpertinnen in einer praxisorientierten Verdichtung zusammenzuführen.“

Und im Vorwort von Clara Mayer (Fridays for Future) fand ich die im Blogtitel benannte Bambuszahnbürste, über die ich lachen musste: Wir fangen … „mit Bambuszahnbürsten, Jutebeuteln und Mehrwegflaschen an. Irgendwann reicht das nicht mehr: Wir versuchen vegan zu leben, plastikfrei einzukaufen und das Autofahren zu vermeiden. Es gibt uns kurzzeitig ein gutes Gewissen, ein Gefühl der Tatkraft. Und dann beschäftigen wir uns mehr mit dem Thema und erkennen: Über 70% der CO,-Emissionen kommen von den 100 größten Firmen der Welt. Es ist im Interesse dieser Firmen, uns zu suggerieren, wir seien individuell verantwortlich für diese Krise. Und noch besser: Wir könnten sie mit Kaufentscheidungen abwenden.

Doch wir können diese Krise nicht allein durch individuelles Verhalten bewältigen. Es braucht strukturellen Wandel und legislative Maßnahmen. Nach dieser Erkenntnis fragen sich viele: Wo habe ich da denn meinen Platz? Was kann ich tun?

Die Klimakrise ist nicht nur die größte globale Ungerechtigkeitskrise, sie ist auch eine Gesundheitskrise.“

Klare Worte! Das von den Herausgebern intendierte Ziel, „das hochaktuelle und von großer Dringlichkeit geprägte Feld der Klimamedizin, Klimakommunikation, Nachhaltigkeit und planetaren Gesundheit in das Bewusstsein aller Akteur:innen des Gesundheitssektors zu rücken und das Wissen zahlreicher beteiligter Fachexpertinnen in einer praxisorientierten Verdichtung zusammenzuführen“, halte ich für hervorragend erreicht! Ein Buch, dem ich angemessene Verbreitung wünsche!

Ich bin stolz darauf, mit einem kleinen Beitrag zum Thema „Klimawandel und Kognition“ in diesem interdisziplinären Kompendium vertreten zu sein. Ich zitiere mein dortiges Fazit (S. 127):

„Die gegenwärtige Politik hat den Klimawandel bisher überwiegend analytisch betrachtet, als ein räumlich und zeitlich entferntes Risiko, das einen möglichen Verlust für die Gesellschaft darstellt. Eine bessere Strategie vor dem Hintergrund psychologischer Forschung sollte daher Klimawandel (a) als ein persönlich erfahrbares, lokales und präsentes Risiko darstellen anstatt auf weit entfernte Regionen oder weit in der Zukunft liegende Ereignisse zu verweisen; (b) den Hebel sozialer Gruppennormen nutzen; (c) die Gewinne aus sofortigem Handeln verdeutlichen anstatt die Schrecken der Zukunft auszumalen; (d) die intrinsische Langzeitmotivation zu umweltbewusstem Handeln stärken anstatt primär durch extrinsische Anreize das Verhalten zu beeinflussen.“

Quelle: Funke, J. (2023). Klimawandel und Kognition. In C. Nikendei, T. J. Bugaj, A. Cranz, A. Herrmann, & J. Tabatabai (Hrsg.), Heidelberger Standards der Klimamedizin (S. 123–127). Medizinische Fakultät Heidelberg. 

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