Globale Klimademonstration (Klimastreik)

Auch wenn ich (selbst als inzwischen pensionierter) Beamter nicht streiken darf (demonstrieren darf ich): Natürlich haben die am heutigen Tag Streikenden für mich als „scientist for future“ meine volle Unterstützung! Die nächste Generation (es wird wohl nicht die letzte sein!) ist ein Hoffnungsschimmer – das sah auch der Vater des sozialen Lernens, Albert Bandura, schon so (Bandura, A., & Cherry, L. 2020. Enlisting the power of youth for climate change. American Psychologist, 75(7), 945–951. https://doi.org/10.1037/amp0000512).

Das Bundesverfassungsgericht (BVerfG) hat mit Beschluss vom 24.3.2021 den Gesetzgeber klar beauftragt, in der Klimapolitik global zu denken und mit Wirkung über Deutschland hinaus zu handeln. Das Klimaschutzgesetz (KSG) vom 12. Dezember 2019 reichte explizit nicht aus.

Das Grundgesetz ist kein Nice-to-have, sondern die verpflichtende Grundlage für jede politische Entscheidung und Handlung. Aus dem Klimabeschluss des BVerfG (Rn 212): „… Durch Art. 20a GG ist dem Gesetzgeber eine permanente Pflicht aufgegeben, das Umweltrecht den neuesten Entwicklungen und Erkenntnissen in der Wissenschaft anzupassen. Sollte sich das in Art. 2 Abs. 1 lit. a PA vereinbarte Temperaturziel als unzulänglich erweisen, ausreichenden Klimaschutz zu erzielen, aktualisiert sich auch die Verpflichtung aus Art. 20a GG, eine Lösung des Klimaschutzproblems auf internationaler Ebene zu suchen; es müsste insbesondere versucht werden, strengere Vereinbarungen zu erzielen. …“

Dieser Vorgabe kommt die Bundesregierung nicht nach, auch mit der im Juni 2023 beschlossenen Neufassung des KSG nicht, siehe zum Beispiel die Stellungnahme des Expertenrats für Klimafragen vom 22.08.2023 zum Klimaschutzprogramm der Bundesregierung (https://expertenrat-klima.de/content/uploads/2023/08/ERK2023_Stellungnahme-Klimaschutzprogramm_Pruefbericht-2023-Gebaeude-Verkehr_Pressemitteilung.pdf; die Kritik in einem Satz: „verringerte Ziellücke, aber unzureichende Datengrundlage und fehlendes Gesamtkonzept“).

Die Demos zum Globalen Klimastreik finden am 15. September 2023 in vielen Städten weltweit statt, auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz (meist ab ca. 12-15 Uhr). Orte und Zeiten stehen hier:

Übrigens: All denjenigen, die mit Hinweis auf die Kosten des Klimaschutzes (teure) Massnahmen ablehnen, empfehle ich den Artikel von Lenton, T. M., et al. (2023). Quantifying the human cost of global warming. Nature Sustainability. https://doi.org/10.1038/s41893-023-01132-6. Die Folgekosten unterlassener Massnahmen sind enorm! Nur ein Satz daraus: „The worst-case scenarios of ~3.6 °C or even ~4.4 °C global warming could put half of the world population outside the historical climate niche, posing an existential risk.“ Wir merken die hohen Kosten des Nichtstun inzwischen sehr deutlich! Und dass die planetaren Grenzen langsam erreicht sind, macht dieser Science-Beitrag sehr deutlich.

Nach 5 Jahren „fridays for future“ ist der Protest stiller geworden, wie mir scheint. Das liegt sicher nicht an der Dringlichkeit des Themas, ich vermute eher Erschöpfung und Frustration als „Motivationskiller“.

Was kann man tun? Die „Task Force on Climate Change“ der American Psychological Association (APA) hat 2022 gute Empfehlungen ausgesprochen. Man findet sie hier.

siehe auch meine früheren Blog-Beiträge:

„Warum ich mitlaufe“: https://joachimfunke.de/2019/09/18/f4f-warum-ich-mitlaufe/

„HCE-Stellungnahme zu FfF“: https://joachimfunke.de/2019/05/10/hce-stellungnahme-zu-den-forderungen-der-heidelberger-fridays-for-future-bewegung/

„scientists for future“: https://joachimfunke.de/2019/03/15/scientists4future-fridays-for-future/

einige meiner Publikationen zum Thema:

Nachtrag 16.9.23: Die RNZ berichtet über den Klimasteik in Heidelberg hier.

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