HDJBO Band 8: Krieg, Konflikt, Solidarität

Der nunmehr achte Band unserer Online-Buchreihe “Heidelberger Jahrbücher” in der Tradition der Heidelberger Romantiker von 1807 ist gerade bei “Heidelberg University Publishing” als “open access” erschienen. Michael Wink und ich wollten diesmal das Thema „Krieg, Konflikt, Solidarität“ behandeln (hier geht es zur Neu-Erscheinung). Den Anstoß dazu hat der russische Angriffskrieg auf die Ukraine gegeben. Tatsächlich sind eine Reihe von Autorinnen und Autoren unserer Bitte gefolgt, einen Beitrag zu diesem Thema zu liefern.

„Krieg, Konflikt, Solidarität“: Drei Stichworte, die die Weltlage beschreiben. Drei Stichworte, von denen die ersten beiden das aggressive Potenzial betonen, das dritte dagegen die prosoziale Seite hervorhebt. Während Krieg und Konflikt beängstigen, trägt Solidarität als Kraft der Humanität zur Hoffnung bei. Viele Fragen ergeben sich: Ist Krieg wirklich der „Vater aller Dinge“ (Heraklit)? Was bringt Menschen dazu, sich solidarisch zu verhalten? Gibt es „schöpferische Zerstörung“ (Schumpeter)? Wann sind Kompromisse echte Konfliktlösungen? Wie erfolgt die Evolution von Gewalt und Solidarität? Wie lösen Tiere Konflikte? Was beendet Kriege? Gibt es einen ‚Krieg im Körper‘? – Wir Herausgeber meinen, dass sich unser Thema für eine vielschichtige Betrachtung aus den Perspektiven unserer Volluniversität gut eignet, da nicht nur eine einzige Sichtweise möglich ist, sondern verschiedene Disziplinen verschiedene Blicke auf unser Thema liefern könnten. Wir freuen uns über die hier versammelten heterogenen Perspektiven!

Wie immer erfolgt an dieser Stelle eine stichwortartige Vorstellung der Beiträge dieses Bands. Hier die Liste aller Beiträge in alphabetischer Folge.

Peter Busch (Altes Testament) „Der gezähmte Galaterbrief. Kanonisches Framing zur Entschärfung eines alten Konflikts“ zeigt, wie alleine durch die Anordnung eines Briefes in einer Sequenz von Briefen eine Konfliktverschärfung (und auch andersherum: eine Entschärfung) vorgenommen werden kann.

Claudia Erbar und Peter Leins (Biologie) machen in ihrem reich bebilderten Beitrag „Schöpferischer Kampf und Kooperation im Licht der Organismischen Evolution“ deutlich, dass in Fauna und Flora sowohl Konkurrenz als auch Kooperation in unglaublicher Vielfalt anzutreffen sind. Und wieder einmal werden wir mit selten gehörten Namen (wie z. B. Jungfer im Grünen, Filziges Hornkraut, Knotige Braunwurz, Gilbweiderich, Quendelblättriges Sandkraut; Dolchwespe, Zottiger Bienenkäfer, Schwarzschwanzsylphe, Baum-killende Ameise) und Begriffen (wie z. B. Pollenschlauchkonkurrenz, Gildenbildung, Mutualismus und Symbiose) bekannt gemacht!

Joachim Funke (Allgemeine und Theoretische Psychologie) beschreibt in seinem Beitrag „Krieg als schlechte Form der Problemlösung“ die Ähnlichkeiten zwischen Konflikten und komplexen Problemen. Solidarität erscheint als Hoffnungsschimmer.

Veit Probst (Universitätsbibliothek) macht einen alten Konflikt lebendig: „Der Raub der Bibliotheca Palatina und ihre Wiedergewinnung: Über die digitale Rückkehr des berühmtesten Heidelberger Kulturdenkmals“ beschreibt die Geschichte eines Diebstahls und die Vorzüge der Digitalisierung von Texten. – Übrigens ist der „Codex Manesse“ (ein Teil der Bibliotheca Palatina) im Mai 2023 von der UN-Kulturorganisation UNESCO in das Weltdokumentenerbe „Memory of the World“ (Weltkulturerbe) aufgenommen worden.

Thomas Schwinn (Soziologie): „Welche Konflikte – welche Solidaritäten?“ zeigt, dass Wertbezüge zu klären sind, bevor man Spaltungsthesen aufstellt und an Solidarität appelliert. Solidaritäten sind ihm zufolge keinesfalls konstitutiv für soziale Integration.

Lena Sowada & Sybille Große (Romanisches Seminar): In ihrem Beitrag „Das Unbeschreibliche in Worte fassen: Krieg und Kriegsgegner benennen. Private Texte aus Elsass-Lothringen zur Zeit des Ersten Weltkriegs“ geht es darum, wie der Erste Weltkrieg in persönlichen Postkarten und Briefen zur Sprache kommt.

Christel Weiss (Statistik) berichtet über „Konflikte und Kontroversen in und um Statistik“. Sie weist auf zahlreiche Kontroversen und Querelen im Wissenschaftsbereich der Statistik hin, und zwar innerhalb der Statistik selbst wie auch in deren gesellschaftlichem Gebrauch.

Michael Wink (Biologie) befasst sich mit „Gewalt im Tierreich“. Vor allem die langanhaltende evolutionäre Entwicklung von intraspezifischer Aggression und Gewalt in Form von Infantizid (Kindertötung), Siblizid (Geschwistermord) und erzwungener Paarung (Vergewaltigung) machen nachdenklich – wie gut, dass es einen Zivilisationsprozess und einen positiven Einfluss von Frauen bei uns Menschen gibt!

Traurigerweise muss der von Bernd J. Diebner (Altes Testament) angekündigte Beitrag „Rosse werden gerüstet zum Tage der Schlacht, aber der Sieg kommt vom HERRN“ – Das Alte Testament als Schriftensammlung der Kriege und Konflikte“ entfallen – der Autor ist am 9.4.2023 (Ostersonntag) auf seine letzte Reise gegangen. Unser Beileid gilt der Familie! Und gerne lenken wir die Aufmerksamkeit auf seinen letzten bei uns erschienenen Beitrag (Diebner, 2022; unbedingt lesenswert auch seine Streitschrift: Diebner, 2020).

Die Publikation als e-Book hat sich bewährt: Sie spart Kosten und ermöglicht dank „open access“ eine größere Verbreitung als die Print-Version. Die ersten sieben Bände (Stabilität: Wink & Funke, 2016; Citizen Science: Wink & Funke, 2017; Mobilität: Funke & Wink, 2018; Schönheit: Funke & Wink, 2019; Entwicklung: Funke & Wink, 2020; Intelligenz: Holm-Hadulla, Funke & Wink, 2021; Vier Elemente: Funke & Wink, 2022) haben seit ihrem Erscheinen 2016 über 25.000 Downloads zu verzeichnen. Natürlich sind Download-Zahlen noch kein Indikator für breitere Wirkung, aber das waren die (deutlich niedrigeren!) Verkaufszahlen der alten Print-Ausgaben auch nicht. Auch diesem nun vorliegenden achten Band der Heidelberger Jahrbücher Online wünschen wir daher angemessene Verbreitung!

Wem die digitale Ausgabe nicht genügt und wer ein Exemplar für seinen Bücherschrank wünscht: Dank der guten Zusammenarbeit mit „Heidelberg University Publishing (HeiUP)“ kann von allen Bänden für kleines Geld (Softcover jeweils deutlich preiswerter als Hardcover) eine Print-Version „on demand“ hergestellt werden. Wir bedanken uns für die wie immer harmonische Zusammenarbeit beim Team der Universitätsbibliothek unter Leitung von Frau Dr. Maria Effinger (insbesondere dem Lektorat von Frank Krabbes und Anja Konopka), aber auch beim Direktor der Universitätsbibliothek, Dr. Veit Probst, der diesen Weg digitaler Informationsverbreitung seit Jahren fördert, ohne die Print-Welt zu vernachlässigen. Daher freuen wir uns besonders, ihn als Autor für dieses Jahrbuch gewonnen zu haben! Ein Dank geht auch erneut an Julia Karl, M.Sc., die bei der Fertigstellung des Buch-Satzes mit ihren LaTEX-Kenntnissen maßgeblich mitgeholfen hat.

Natürlich wäre all dies nicht möglich ohne die finanzielle Unterstützung durch die „Gesellschaft der Freunde Universität Heidelberg e.V.“, deren Mitgliedern wir auf das herzlichste danken! Wir sind gespannt, wie der neue Band ankommt und wie unser Jahrgangsthema aufgenommen wird. Feedback ist wie immer erwünscht!

PS: Für den einen von uns (JF) ist es der letzte Band, den er mitherausgibt – es ist an der Zeit, das Amt in andere Hände zu legen. Wie gut, dass der andere von uns (MW) weitermacht und die Tradition des seit 1807 bestehenden Jahrbuchs fortsetzt!

Quelle: Funke, J. & Wink, M. (Hrsg.) (2023). Krieg, Konflikt, Solidarität. Heidelberg: Heidelberg University Publishing (=Heidelberger Jahrbücher Online, Band 8).

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