20 Jahre ATP Heidelberg: Eine Zwischenbilanz

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In diesen Tagen jährt sich der Termin meiner Berufung nach Heidelberg: vor 20 Jahren, zum 1.4.1997, wurde ich vom damaligen Wissenschaftsminister Klaus von Trotha als Nachfolger von Norbert Groeben auf den Lehrstuhl für Allgemeine und Theoretische Psychologie (ATP) berufen. Vom damaligen Rektorat Peter Ulmer wurden die Verhandlungen mit dem damaligen Kanzler Siegfried Kraft (Kanzler vom 1. September 1977 bis 31. Juli 1998) per Handschlag geführt und dort wurde ich auch per Handschlag vereidigt.

Eine Rückschau auf die vergangenen 20 Jahre zeigt, dass sich unsere Abteilung gut entwickelt hat – dies sowohl als subjektiver Eindruck wie auch anhand objektiver Leistungsdaten belegt. Wir haben eine Reihe von Drittmittel-finanzierten Forschungsvorhaben durchgeführt (siehe hier), wir haben gut publiziert (siehe hier meine Publikationsliste) und haben uns damit einen Namen in der weltweiten Problemlöseforschung gemacht. Die verschiedenen Aktivitäten im Zusammenhang mit „PISA 2012 Problem Solving“ (siehe hier), bei denen ich den Vorsitz der weltweiten Expertengruppe innehatte, haben ein Übriges getan. Als letzter Lehrstuhl in der BRD mit der Teil-Denomination „Theoretische Psychologie“ versuche ich, auch diesen Zweig lebendig zu halten.

Zudem habe ich mich um akademischen Nachwuchs gekümmert und an zahlreichen Promotionen und Habilitationen mitgewirkt. Einige der Betreuten sind inzwischen als Professorinnen und Professoren an anderen Hochschulen gelandet. Darüber freue ich mich sehr! Service für die akademische Gemeinschaft habe ich  u.a. als Geschäftsführender Herausgeber der „Psychologischen Rundschau“ (von 2005-2008) geleistet, ebenso als Mitbegründer des „Journal of Dynamic Decision Making“ (JDDM, seit 2015 am Start) oder als Mitbegründer von „Heidelberg University Publishing“ (HeiUP). Lange Jahre (von 1999-2007) war ich als Vorsitzender des Beirats vom ZPID (Leibniz-Zentrum für Psychologische Information und Dokumentation) unterwegs, in dessen Kuratorium (seit 2013: Verwaltungsrat) ich seit 2010 sitze.

Auch um das Institut habe ich mich in meinen bisher 20 Jahren gekümmert, sei es als Geschäftsführender Direktor, als Vorsitzender der von mir 1999 (mit Herbert Wettig) mitbegründeten Alumni oder als Mitglied des Akademischen Senats unserer Universität. Als Sprecher des Senats (seit Oktober 2010) bin ich zusammen mit Clemens Benz als dem Vertreter des Ministeriums, mit dem Vorsitzenden des Universitätsrats Hanns-Peter Knaebel und mit meinem Kollegen Wolfgang Herzog (bis Oktober 2014 mit Claus Bartram) Teil der kleinen Findungskommission, die Vorschläge für Rektor, Kanzler und die Universitätsräte macht. Ich denke, auch hier haben wir in den letzten sieben Jahren gute Entscheidungen zum Wohl der Universität vorbereitet.

Auch am Honorarprofessor Sternberg (2007), an der Ehrenpromotion Dörner (2016) und an der Einführung von Talaren für Absolventen bei der Abschlußfeier (seit 2014) bin ich nicht unschuldig (auch für die Einführung von Abschlußfeiern seit 1999 bin ich als Alumni-Gründer mitverantwortlich, zusammen mit Manfred Amelang). Für meine Lehre und „für besonderen Einsatz für die Belange der Studierenden und des Psychologischen Instituts“ habe ich von den Studierenden 3x das „Goldene Psi“ erhalten, worauf ich sehr stolz bin.

Die Position unseres Faches innerhalb der Universität hat sich durch den lebhaften Einsatz aller Kolleginnen und Kollegen am PI deutlich verbessert – die Psychologie wird als starker Partner bei der Exzellenzinitiative gesehen! In den aktuellen Publikationsstatistiken der Universität heiBIB liegen wir im oberen Drittel (siehe dort unter „Fachfilter“: Psychologie) – und das, obwohl von den etwa 450 Professorinnen und Professoren unserer Universität nur 11 aus der Psychologie kommen.

Natürlich habe ich in diesen 20 Jahren auch Fehler gemacht (ich will sie hier nicht öffentlich ausbreiten…), aber ich hoffe aus meinen Fehlern gelernt zu haben. Und das Gute daran: das soziale Netz hilft diese Fehler zu verkraften – danke, liebe Kolleginnen und Kollegen, für Eure Unterstützung! Und genauso froh, wie ich rückblickend über manche von mir getroffene Zusage bin, so glücklich bin ich auch über die eine oder andere Absage, die ich gemacht habe.

Auch nicht-akademisch habe ich gute Erfahrungen gemacht, z.B. als DJ Funk: Das ist eine Seite von mir, die ich bis zum Jahr 2000 nicht kannte, aber seither immer wieder einmal zur Anwendung bringen konnte (hier eine Liste).

Ich bin sehr zufrieden mit den Entwicklungen in diesen 20 Jahren – wie wird es weitergehen? Für mich ist die persönliche Zielgerade meines Beschäftigungsverhältnisses schon zu sehen (mein offizielles Ablaufdatum ist der 31.3.2019 – aber zwischen Ablauf- und Verfallsdatum liegt noch eine Übergangszeit). Mal schauen, was da noch mehr kommen wird… Wie hat Rolf Verres seine Improvisation anläßlich der Abschiedsvorlesung des Kollegen Rainer Holm-Hadulla Ende Februar 2017 genannt: „Willkommen im Club der kreativen Rentner“! Das ist eine schöne Bezeichnung! In diesem Club möchte ich auch Mitglied sein!

PS: Meinen Alterungsprozeß habe ich durch ein tägliches Foto meiner Web-Kamera begleitet – da liegen inzwischen mehr als 3000 Aufnahmen vor… Die Auflösung ist leider nicht für eine weitergehende Analyse (z.B. des Emotionsausdrucks) ausreichend, aber die optische Inspektion zeigt langsame Veränderungen meines Erscheinungsbilds. Ich werde daraus zu gegebener Zeit einen kleinen Film machen. Die Veränderungen in meinem Büro zeigen die und die Seite).

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