Einkaufszentrum: Schon wieder?

Wieder einmal werden in der Lokalzeitung RNZ vom Wochenende (25./26.1.25) Pläne für den Anatomiegarten vorgestellt, die mir sehr unrealistisch vorkommen (hier der immerhin ganzseitige Beitrag). Und? Glaubt ihr, wir hätten kein Gedächtnis?

Einen ähnlichen Vorschlag hatten wir doch erst vor 18 Jahren (siehe meinen damaligen Blog-Beitrag vom 22.10.2007: „Institut wird Einkaufszentrum?“) – wie lange dauert eigentlich ein Schweinezyklus? Den Zyklus um den Anatomiegarten legen wir jetzt mal auf 17 Jahre fest – Prognose: im Jahr 2032 kommt der nächste Vorstoß).

Zitat des Münchener Architekten Jakob Bader: „Es gibt viel zu viele „tote“ Plätze in der Stadt. Einer, der mir am Herzen liegt, ist der Anatomiegarten. Das ist ein toller Stadtraum, der aber nahezu verwaist ist. Dabei hat er eigentlich die perfekte Lage und Größe, um der Hauptstraße ein Gesicht zu geben, um zum Wohnzimmer der vorderen Altstadt zu werden.“ Und weiter: „Beim Anatomiegarten werden die Gebäude fast ausschließlich als Institute der Uni genutzt. Das hat etwas Ausgrenzendes, denn so sind diese wunderbaren Häuser nur für einen sehr kleinen Personenkreis offen. Wenn ich also die Wahl hätte, würde ich langfristig die Gebäude öffentlich zugänglich machen. In den Erdgeschossen beispielsweise für Gastronomie. Und den kompletten Platz würde ich, wie beim British Museum in London, mit einem großen Glasdach versehen. Ein riesiger Wintergarten. So würde ein großer, neuer Innenraum mitten in der Stadt entstehen, den man das ganze Jahr über wetterunabhängig bespielen könnte.“

Ich vermute mal, dass die neue Rektorin kein Interesse daran hat – ob die Stadt Heidelberg ein Interesse hat (und das hierfür nötige Geld), steht in den Sternen….

Die hinter dem Vorschlag steckende Logik des „immer mehr“ scheint mir auch nicht mehr zeitgemäß – Heidelberg braucht keinesfalls mehr Touristen (ich lese im Netz beim SWR: „13 Millionen Tagesbesucher in Heidelberg jährlich“), nachhaltiger Tourismus wäre aus meiner Sicht sinnvoll.

PS: Womöglich ist der Chronist befangen – von 1997 bis 2023 (also 26 Jahre) durfte er in einem Büro (A028) sitzen, dessen Fenster auf den idyllischen (und meist ruhigen) Innenhof des Psychologischen Instituts führten. Die Vorstellung, hier zukünftig Ströme von Touristen mit gefüllten Einkaufstaschen auf dem Weg zum Schnellimbiss vorbeilaufen zu sehen, ist schwer erträglich! Die ruhigen Innenhöfe setzen einen Kontrapunkt zur hektischen Hauptstrasse, die Heidelberger Altstadt verbirgt mehrere dieser Schätze (z.B. Innenhof beim Kurpfälzischen Museum; Innenhof beim Cafe Schafheutle; Innenhof beim Romanischen Seminar, Barockgarten; Innenhof beim Institut für Bildungswissenschaften).

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