Von Handschuhsheim nach Dossenheim

Eigentlich ist es nur die Vertauschung einer einzigen Ziffer der Postleitzahlen: aus 69121 Handschuhsheim wird 69221 Dossenheim, „nur“ 3 km nach Norden. Aber für uns (meine Frau Marlene und mich) ist es nach 26 Jahren Handschuhsheim ein schwerer  – krankheitsbedingter (meine kortikobasale Degeneration, CBD) – Abschied aus dem eigenen vierstöckigen Haus in eine kleinere, ebenerdige Mietwohnung mit Aufzug! Ein Umzug weg aus Heidelberg, weg aus dem lieb gewonnenen Handschuhsheim. Entschädigt werden wir von der Schönheit der neuen Wohnung mit Blick in die Pfalz.

Umzüge: Ich habe – vor allem als Student, mit leichtem Gepäck – viele Male die Adresse geändert (in Düsseldorf, Basel, Trier, Bonn, Greifswald, Heidelberg) – aber am längsten habe ich es in Handschuhsheim ausgehalten! Unser Haus könnte einige Geschichten erzählen, die sich hier abgespielt haben – aber das Erzählen überlasse ich lieber meiner Frau, die wie ich aus dem Rheinland kommt …

Und wieder einmal muss viel entsorgt werden – wie schon beim Umzug meines Büros im Institut hat sich über viele Jahre hinweg alles Mögliche angesammelt, das nicht wirklich gebraucht wird. Ich bin von Natur aus ein Sammler und habe viele Staubfänger entdeckt… Auch die häusliche Buchsammlung (ich spreche wegen der erratischen Sammlung bewußt nicht von Bibliothek) mußte schweren Herzens dezimiert werden (meine Hauptaufgabe). Da ich Bücher nicht wegwerfen kann, wurde einiges Wertvolle gezielt verschenkt, anderes im öffentlichen Bücherregal versenkt (danke, Bürgerstiftung Heidelberg und Stadt Heidelberg, für euer Bücherregal, das seit 2017 auf dem Platz vor der Tiefburg zu finden ist).

Abschied und Neuanfang: Das Vernichten alter Unterlagen bedeutet natürlich auch einen Verlust an externalem Gedächtnis, bei gleichzeitig nachlassendem internalen Gedächtnis, ein doppelter Verlust also. Das Weggeben bestimmter Objekte bedeutet hinzunehmen, dass damit verbundene Tätigkeiten zukünftig wohl nicht mehr zu meinen Handlungsoptionen zählen werden (mein geliebtes Fahrrad hatte ich schon vorher verschenkt): Ich besaß z.B. zahlreiche Werkzeuge und Auto-Ersatzteile aus einer Zeit, in der ich Reparaturen an meinen alten Autos (Fiat 500, NSU Prinz, VW 1200) selbst versucht hatte (mit durchwachsenen Ergebnissen…, aber keinesfalls entmutigend) – aber ich werde heute sicher nicht mehr an unseren neueren Autos „schrauben“. Das dafür notwendige Werkzeug „kann weg“ – ein häufig gebrauchter Ausdruck in diesem „Entscheidungsfeuerwerk“! Danke, liebe Schwester, für Deine Ermutigung beim Ausmisten, diese zwei Worte auszusprechen und mich dadurch von diesen „Altlasten“ zu befreien! Ich vermisse (noch?) nichts!

Umzug von „Hendesse“ nach „Dossenem“ (so sagen es die Einheimischen): eigentlich keine große Entfernung und trotzdem ein gewichtiges Ereignis! Das meiste hat meine Frau zu tragen, da ich selbst nichts Schweres mehr zu tragen vermag …