Norbert Groeben wird 80 Jahre alt

Norbert Groeben feiert am 19.4.2024 seinen 80. Geburtstag – als jemand, der den Heidelberger „Groeben-Lehrstuhl“ übernommen hat, steht mir vielleicht eine Gratulation zu.

Sein akademischer Werdegang (in aller Kürze – ich zitiere aus seinem Wikipedia-Eintrag): „Norbert Groeben studierte ab 1963 Psychologie, Germanistik, Philosophie, katholische Theologie und Soziologie an den Universitäten Mainz, Wien und Münster. 1967 Dipl.-Psych. Mainz; 1971 Dr. phil. Münster, außerdem 1972 M.A. im Fach Neuere Deutsche Philologie. 1972 Habilitation in Psychologie an der Universität Heidelberg; 1982 Habilitation in Allgemeiner Literaturwissenschaft an der Universität-Gesamthochschule Siegen. – Von 1973 bis 1994 war er als Professor für Allgemeine Psychologie und Psycholinguistik an der Universität Heidelberg tätig. Von 1994 bis 2007 war er Inhaber des Lehrstuhls für Allgemeine Psychologie und Kulturpsychologie an der Universität zu Köln. Darüber hinaus ist er seit 1993 Honorarprofessor für Allgemeine und Empirische Literaturwissenschaft an der Universität Mannheim sowie seit 2012 an der Universität Heidelberg. – Groeben publiziert im Ruhestand unter dem Pseudonym Ben Roeg historische und zeitkritische Texte in essayistischer Roman- und Erzählform.“

Bevor ich Norbert Groeben persönlich kennenlernte, kannte ich ihn schon als Student von seinem 1975 erschienenen Buch „Kriterien psychologischer Forschung“ (mit Hans Westmeyer) – es war mein erster Kontakt mit wissenschaftstheoretischen Konzepten, die ich damals noch nicht richtig verstanden hatte, aber fast wie eine Bibel vor mir hertrug. Sätze wie der folgende klangen spannend, hinterließen aber viele Fragezeichen: „Weder das Korrespondenz-, das Kohärenz- noch das pragmatische Kriterium sind ohne Zirkel, Infinitiven Regreß oder Begründungsabbruch (s. S. 146) zu explizieren bzw. zu präzisieren. Als Ausweg gibt der Kritische Rationalismus den Versuch der Letztbegründung prinzipiell als undurchführbar und sinnlos auf, während besonders der (Neo)Marxismus die Kombination verschiedener Kriterienaspekte versucht.“ (S. 29) – nun gut, durch manchen Text muss man sich eben durchkämpfen…

Dass ich 1997 ausgerechnet auf seinen Platz nachrücken durfte, konnte ich als Student nicht ahnen. Noch als frisch Berufener erschloß sich mir die Denomination (die Charakterisierung des Inhalts der Professur) seiner Stelle als „Allgemeine und Theoretische Psychologie“ zunächst nur in ihrem ersten Teil, also der Allgemeinen Psychologie. Der zweite Teil, die Theoretische Psychologie, bedeutete für mich zunächst nur eine Verpflichtung zum Abhalten der Vorlesung »Einführung in die Erkenntnistheorie für Psychologen«. Aus der Pflicht wurde im Laufe der Jahre eine große Freude: Diese Vorlesung wurde meine Lieblingsveranstaltung (und ist hier – Corona sei Dank! – auf YouTube anzuschauen)! Das war eine der Erbschaften, die ich Norbert Groeben zu verdanken hatte.

Norbert Groeben hat mit seinen zahlreichen theoretischen und empirischen Beiträgen zur Wissenschaftstheorie, zur Medienpsychologie, zur Literaturpsychologie, zur Sprachpsychologie Geschichte geschrieben – eine lange (und trotzdem nicht vollständige) Publikationsliste findet man hier.

In fortgeschrittenem Ruhestand produzierte Norbert Groeben Foto-Kalender, die er (ein leidenschaftlicher Fotograf) mit tollen Aufnahmen von ihm bestückte und die er dann verschenkte. Danke nochmal dafür! Seine letzen Buchpublikationen (2021: Sterbenswille; 2023: Beziehungs-Utopien) sind engagierte „Streitschriften“ (im Untertitel beider Werke spricht der Autor von „Verteidigung“).

Lieber Norbert Groeben: herzlichen Glückwunsch zum 80. Geburtstag! Ich bin stolz darauf, Ihren damaligen Lehrstuhl geerbt zu haben!

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