Kant zu Ehren

Am 22. April 2024 jährt sich zum 300. Mal der Geburtstag von Immanuel Kant (22.4.1724 bis 12.2.1804). Auch wenn seine Meinung zur Psychologie nicht besonders viel hergibt, hat er doch mit seiner Philosophie sehr viel zum Zeitalter der Aufklärung beigetragen. Gemessen an den von Kant aufgestellten Kriterien für Wissenschaftlichkeit kann eine naturwissenschaftlich ausgerichtete Psychologie nur einen unteren Rang beanspruchen (siehe hier). Wenn Kant gewusst hätte, wie sehr die Formalisierung und Mathematisierung unserer Disziplin fortgeschritten ist, hätte er vielleicht anders geurteilt…

Quelle: https://de.wikisource.org/wiki/Immanuel_Kant_%28100_Jahre_Kritik_der_reinen_Vernunft%29

Seine Gedanken zur Weltfriedensordnung (Stichwort „ewiger Frieden“) sind so aktuell (und super idealistisch) wie nie zuvor – und mehr Aufklärung (Stichwort „sapere aude“, wage es Dich Deines eigenen Verstandes zu bedienen) würde in manchen Bereichen sicher nicht schaden. Auch wenn seine Gedanken zu Raum, Zeit und zur Kausalität durch Relativitätstheorie (Euklid wird durch nicht-euklidische Krümmung des Raums abgelöst) und Quantenmechanik (Kausalität wird durch Heisenbergsche Unschärfe abgelöst, indeterminierter Atomzerfall kennt keine Ursache; Urknall gilt als Beginn der Zeit) überholt erscheinen, sind seine Vorstellungen zu den empirischen und dentranszendentalen Bedingungen der Erkenntnis auch heute noch hilfreich. Was apriori feststeht, braucht nicht empirisch geprüft werden (siehe hierzu etwa Jochen Brandtstädter, 1982. Apriorische Elemente in psychologischen Forschungsprogrammen. Zeitschrift für Sozialpsychologie, 13, 267–277.)

Doch wie so oft gibt es zu jeder Idee eine Gegen-Idee: Der Aufklärung wird das Konzept der Gegen-Aufklärung entgegengesetzt. Irrationalitäten und Verschwörungsmythen (man schaue sich nur das lange Kapitel hierzu in Wikipedia an) greifen um sich. Ich bin manchmal entsetzt über die Dummheit mancher Zeitgenossen. Wer sich für Künstliche Intelligenz interessiert, muss sich auch mit menschlicher Dummheit beschäftigen…

Der Mann, der nicht viel von der Welt gesehen hat (er hat Königsberg/Kaliningrad nie weit verlassen), hat dieser Welt sehr viel Rationalität und Moral gegeben! Ein Weltbürger aus Königsberg! Davor habe ich großen Respekt!

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