Auf der 30. Marsiliusvorlesung, die am 27.10.22 in der Aula der Alten Universität stattfand, sprach die Historikerin Ute Frevert vom MPI für Bildungsforschung (Berlin) über das Thema „Politik und Gefühl – eine unheilige Allianz?“. Sie stellte sieben Thesen auf, die hier kurz wiedergebe: (1) Emotionen sind in der Politik schon seit Aristoteles präsent; (2) Gefühle sollen binden, sind aber volatil und leicht erschöpfbar; (3) es gibt top-down Emotionalisierung; (4) es gibt auch Emotionalisierung „von unten“; (5) es findet eine Politisierung und Aufwertung der Gefühle statt; (6) Gefühle und Gewalt sind nah beieinander; (7) mit Strategien der Einhegung lässt sich die Demokratie schützen. Schließlich (These 7 1/2) eine Art Fazit: Leidenschaft und politische Kommunikation gehören notwendig zusammen. Ein Plädoyer für Leidenschaft in der Politik!
Ein tolles Thema, auch und gerade aus psychologischer Sicht! Schade, dass der Vortrag nicht so mitreissend war. Ich komme trotzdem wieder! Wir starten übrigens gerade im „Journal of Dynamic Decision Making“ einen „Call for Papers“ zum Thema „political decision making“.
Zum Vertiefen und Nachlesen:
Frevert, U. (2011). Emotions in history: Lost and found. Central European University Press.
Frevert, U. (2012). Gefühlspolitik. Friedrich II. als Herr über die Herzen? Wallstein-Verlag.
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