Psychologie ist mehr als Klinische Psychologie

Viele Studierende denken beim Stichwort Psychologie vor allem an Sigmund Freud und Klinische Psychologie. Das ist natürlich ein Klischee.

Die Anwendungsfelder eines Psychologiestudiums sind vielfältig und umfassen neben der Klinischen Psychologie auch die Pädagogische Psychologie, die Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie, die Umweltpsychologie, die Forensische und Rechtspsychologie, die Verkehrspsychologie, Sportpsychologie, die Gesundheits- und Neuropsychologie, Politische Psychologie, Sprachpsychologie, Religionspsychologie, und und und.

Einen guten (wenn auch unvollständigen) Überblick bieten Videos der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGPs) zu psychologischen Anwendungsfeldern. Sie sind auf der DGPs-Webseite verfügbar:

www.dgps.de/psychologie-studieren/berufsfelder/videoclips-ueber-berufe-in-der-psychologie/

Überall da, wo Menschen etwas machen, „menschelt“ es. Damit ist Psychologie nicht nur an der Börse relevant, sondern sowohl bei alltäglichen Ereignissen (z.B. Einkaufen, Mobiltätsentscheidungen) als auch bei nicht-alltäglichen Ereignissen (z.B. Katastrophen und Notfälle). Im Verbund mit anderen Disziplinen scheint mir die Psychologie eine Schlüsselstellung einzunehmen. Einige bezeichnen sie als „hub science“ (Schlüsseldisziplin).

Es gibt vielfältige Berufsperspektiven. Um ein paar Beispiele zu nennen: Forschung & Wissenschaft in allen Bereichen der Psychologie; Schulpsychologie, Beratung und Förderung; Qualitätssicherung und Praxisentwicklung im Bildungswesen; Marktforschung und Konsumentenverhalten; Data Science & Analyse psychologischer Daten; Personalwesen, HR-Management & Personalentwicklung; Betriebliches Gesundheitsmanagement & Prävention; Organisationsberatung & Change Management; Psychologische Gesundheitsförderung; Wissenschaftskommunikation.

Die Vielfalt psychologischer Berufsmöglichkeiten und alternativer Berufsfelder ist enorm und wird kaum ausgeschöpft. Gerade im diplomatischen Betrieb (in der Politik insgesamt) wäre ein Mehr an Psychologie sicher hilfreich.

Natürlich brauchen gute Anwendungen entsprechende Grundlagen (hier sind zu nennen: Allgemeine Psychologie, Sozialpsychologie, Entwicklungs- und Biologische Psychologie, Differentielle und Persönlichkeitspsychologie). In Verbindung mit einer guten Methodenausbildung (dazu gehören für mich neben soliden Kenntnissen der Statistik auch solche der Theoretischen Psychologie, aka Wissenschaftstheorie) sowie mit Kenntnissen der Geschichte unseres Faches wird „ein Schuh daraus“.

Also: Liebe Studierende, wagt Euch doch mal in die Gebiete außerhalb der Klinischen Psychologie! Die Welt der Psychologie ist bunt! Auch ein Maler hat nicht nur eine Farbe in seinem Malkasten… Und in heutigen Zeiten erscheinen mir die Themen „Umwelt“ (der menschengemachte Klimawandel wird zwar von höchster Stelle aus geleugnet, aber wir Wissenschaftler sind uns eigentlich einig) und „Religion“ (warum töten Menschen einander im Namen Gottes?) besonders wichtig. Ausgerechnet zu diesen beiden Anwendungsfeldern gibt es (wie auch für das Fach Theoretische Psychologie) kaum Professuren…

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