Als die Ärzte davon sprachen, dass meine atypische Parkinson-Erkrankung (progressive supranukleäre Blickparese, PSP) „degenerativ“ sei, hatte ich mir zwar eine Verschlechterung abstrakt vorgestellt, aber was das genau bedeutet, merke ich erst jetzt im konkreten Alltag, mit (fast) steifem linken Arm (ich war Linkshänder!) und (fast) steifem rechten Bein: Vieles geht nicht mehr wie früher, vom Anziehen über Zähneputzen, Rasieren, Schuhe anziehen bis hin zum Aufräumen meines (chronisch vollen) Schreibtisches, um nur ein paar Beispiele zu nennen (die Liste der Dinge, bei denen ich inzwischen Hilfe benötige, wird täglich länger – meine Frau kann ein Lied davon singen …) – und natürlich geht noch Vieles (z. B. das Schreiben hier, sogar das Reisen – ohne Wanderungen, aber mit Spaziergängen), allerdings langsamer und mit verschiedenster Hilfe (eine wichtige Hilfe im Alltag ist unser Fahrstuhl in der ebenerdigen Dossenheimer Mietwohnung – „Scotty, beam mich hoch!“ funktioniert dann doch noch nicht). Der Umzug war eine gute Entscheidung und kam zum richtigen Zeitpunkt.
Als jemand, der über Mobilität geforscht und geschrieben hat (die Suchfunktion meines Blogs liefert einige Treffer) sowie noch mehr Mobilität gelebt und praktiziert hat (mein ökologischer Fußabdruck hat sich durch zahlreiche (Fern-)Flüge verschlechtert – da hat mein Fahrradfahren wenig geholfen), ist eine Beschränkung oder gar ein Verlust derselben eine kleine Katastrophe. Aber ich bin froh, viel von dieser Welt gesehen zu haben!
Degeneration bedeutet Verfall, und das ist gar nicht schön. Wie heißt es doch: „Altwerden ist nichts für Feiglinge“ – so der Buchtitel von Joachim Fuchsbergers (1927-2014) Ratgeber für den (normalen) Lebensabend. Trotzdem gilt: Degenerativ heißt degenerativ – und das ist großer Mist!
Keine Antworten