Eindrücke vom 53. Kongress der DGPs in Wien

Standing Ovations für den Kongresspräsidenten Ullrich Ansorge im Audimax der Wiener Universität anlässlich des 53. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Psychologie in Wien für einen Kongress, der unter den schwierigen Umständen einer Hochwasserkatastrophe stattfinden musste. Die Tragik hierbei: Der Kongressorganisator hatte bereits 2020 den Kongress in Wien durchführen wollen – Corona-Beschränkungen machten das allerdings seinerzeit unmöglich. Und die Absage eines (vorbereiteten) Kongresses für mehrere tausend Teilnehmende ist ärgerlich und kostspielig…

Sturm und Regen ließen manchen Schirm zu Schrott werden

Einer der Höhepunkte des Kongresses: Die Verleihung der Preise an verdiente Mitglieder der DGPs. Mein langjähriger Freund Edgar Erdfelder (Uni Mannheim – wir kennen uns seit 1981, Uni Trier) erhielt dieses Jahr die Wilhelm-Wundt-Medaille für seinen Einsatz für unsere Gesellschaft (und für unser Fach). Ich hatte schon an anderer Stelle darüber geschrieben, will aber hier noch mal gratulieren zu dieser tollen und verdienten Auszeichnung!

Was (nicht nur mir) im Programm aufgefallen ist: Wenig Grundlagenforschung, wenig Cross Cultural Research! Viel Anwendungsforschung, was ja eigentlich nicht schlecht ist – aber sind wir schon soweit mit unseren Theorien und Befunden?

Auf der Mitgliederversammlung wurde auch der neue Vorstand für die nächsten zwei Jahre gewählt. (Präsidentin: Eva-Lotta Brakemeier). Weitere Mitglieder des neuen Vorstands sind: Annette Kluge, Professorin für Arbeits-, Organisations- & Wirtschaftspsychologie an der Ruhr-Universität Bochum, 1. Vizepräsidentin. Jörn Sparfeldt, Professor in den Bildungswissenschaften (Diagnostik, Beratung, Intervention) an der Universität des Saarlandes, 2. Vizepräsident. Neue Schriftführerin ist Ute Bayen, Professorin für Mathematische und Kognitive Psychologie an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Schatzmeister: Matthias Nückles von der Universität Freiburg, Professor für Empirische Unterrichts- und Schulforschung. Jungmitgliedervertreter: Dr. Matthias Sperl, Akademischer Rat am Institut für Klinische Psychologie und Psychotherapie an der Universität Siegen. Robert Kumsta, Professor für Biologische Psychologie an der Universität Luxemburg, ist Beisitzer und gleichzeitig Ausrichter des 54. Kongresses der DGPs, der im September 2026 (7.-10.9.26) in Luxemburg stattfinden wird. – Auch hier wünsche ich dem neuen Vorstand eine glückliche Hand und viel Erfolg bei den anstehenden Entscheidungen!

Die neue Präsidentin Eva–Lotta Brakemeier hat in Ihrer ersten Ansprache vier Ziele benannt, die sie während ihrer zweijährigen Amtszeit verfolgen möchte – ein Video dazu soll folgen – hier ist es): (1) Verantwortungsübernahme in Krisenzeiten, (2) Förderung der Einheit und Vielfalt unseres Faches, (3) Unterstützung der Jungwissenschaftler*innen und Studierenden, (4) Brücken bauen und Netzwerken. Toll! Insbesondere der zweite Punkt könnte meine Befürchtungen, dass unser Fach, dass die Psychologie zu weit in die klinische Psychologie abdriftet, dämpfen. Dass ich mir hier keine Sorgen machen sollte, hat mir die Präsidentin versprochen.

In meinem eigenen Beitrag mit dem Titel „Komplexes Problemlösen: Woher und Wohin?“ habe ich keine neuen empirischen Daten vorgestellt, sondern nur wiederholt, was ich seit vielen Jahren schon reklamiere: theoriearme Forschung, fehlende Replikation wichtiger Befunde, unzureichende, methodologische Vielfalt, keine klaren Angaben zum Forschungsgegenstand (wo bleiben -neben Problemlösen– eigentlich Problemerzeugen und Problemfinden?) und zur Forschungsprogrammatik. Ein unbefriedigender Zustand, zu dem ich leider selbst beigetragen habe.

Auf dem Kongress in Wien habe ich eine Reihe Heidelberger Kolleginnen und Kollegen gesehen, die zum Teil unter schwierigsten Bedingungen angereist sind – was für ein Einsatz!

Als jemand, der inzwischen mit Mobilitätseinschränkungen (Gehbehinderung) leben muss, war ich zunächst vom Universitätsgebäude abgeschreckt: sehr viele Treppen. Aber die Barrierefreiheit wurde optimal umgesetzt. Geländer, Handläufe an Treppen, Aufzüge: Vieles wurde bedacht und hat mir den Besuch des Kongresses erleichtert.

Mein Resumee: ein schöner Kongress in einer tollen Stadt! Wien schneidet in weltweiten Städterankings immer ganz vorne ab als lebenswerteste Stadt auf diesem Planeten. Man kann von Rankings halten, was man will – aber selbst als kurzzeitiger Besucher merkt man, dass diese Stadt Lebensqualität besitzt! Gut, dass ich da noch einmal hinfahren konnte! Danke, liebe Marlene, für Deine Unterstützung!

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