Dieser Tage fand ich einen offenen Brief der „Students for Palestine Heidelberg“ (SfP HD) in meinem Postfach (datiert 24.7.24), adressiert an alle Mitarbeiter:innen des Psychologischen Instituts, in dem auf das Leid der Palästinenser hingewiesen wird und eine Beendigung des Schweigens gefordert wird. Weitere Forderungen betreffen die Verurteilung von Menschenrechtsverletzungen, Maßnahmen gegen Mittäterschaft, Solidarität mit Palästina sowie Freiheit des akademischen Diskurses.
Ich teile das Entsetzen über die schrecklichen Vorgänge in Palästina wie auch in Israel, sehe aber beide Seiten in der Verantwortung für die notwendige Deeskalation. Und was mich bei dem Aufruf gestört hat: In dem dreiseitigen, eng beschriebenen Aufruf findet sich kein Wort zu den Gräueltaten der Hamas vom 7.10.23 mit ca. 1200 getöteten Israelis und mit 250 Geiseln – ein klares Verbrechen gegen die Menschlichkeit! So eine Einseitigkeit in der Stellungnahme erschreckt mich als Komplexitätsforscher.
Natürlich positioniere ich mich als Gegner des aktuellen Krieges (siehe meinen früheren Blog-Beitrag hier: Des Menschen Würde – und hier: Grenzen der Toleranz), aber ich stelle mich weder auf die Seite von Netanjahu noch auf die der Hamas – meine Seite ist die derjenigen, die Frieden in der Region wollen! Menschenrechtsverletzungen und Kriegsverbrechen müssen geahndet werden, gar keine Frage!
Wenn sich herausstellen sollte, was die unabhängige Studierendenzeitung der Universität Heidelberg „ruprecht“ im Vorwort zu ihrem Bericht „Schwarz, Grün, Wassermelonenrot“ am 30.7.24 als Vorbemerkung schreibt: „Students for Palestine Heidelberg“ befand sich vor Redaktionsschluss noch in seiner Gründungsphase, zu diesem Zeitpunkt hatte erst die spontane Kundgebung am 27. Mai stattgefunden. Auf dieser Demo sprach neben unserem Interviewpartner unter anderem auch Mahmoud O., der Gründer der Organisation „Zaytouna Rhein-Neckar-Kreis“, der sich laut der Jüdischen Allgemeine in der Vergangenheit Hamas-verherrlichend geäußert hatte. Über seinen Hintergrund und seine spätere Rolle in der Bewegung bei „Students for Palestine Heidelberg“ waren wir uns zum Zeitpunkt der Veröffentlichung im Unklaren“, dann würde es sich bei „SfP HD“ um eine antisemitisch agierende Organisation handeln. Antisemitisch agierende Organisationen haben m.E. an der Universität Heidelberg nichts zu suchen und deren Briefe möchte ich zukünftig nicht mehr erhalten …