Ein Urgestein des Psychologischen Instituts feiert seinen 80. Geburtstag: Lenelis Kruse-Graumann. Herzlichen Glückwunsch! Seit 60 (!) Jahren am PI – diesen Rekord macht ihr wohl niemand anderes streitig!
Ein paar biografische Eckdaten: Kruse wurde 1942 in Berlin geboren, ist dann in den Wirren der letzten Kriegsjahre über Schulzeiten in Detmold und Düsseldorf nach Ulm gezogen, wo sie ihr Abitur gemacht hat. Von 1962-1966 hat sie Psychologie in Heidelberg mit Diplomabschluss studiert (damals befand sich das Institut noch in der Hauptstraße 242, der sogenannten „Villa“ unterhalb vom Schloss, in der heute das IWH residiert). 1972 hat sie ihre Promotion in Heidelberg zum Thema „Räumliche Umwelt“ geschrieben und hat 1973-1974 am Graduate Center der „City University of New York“ als Research Associate mit einem DFG-Stipendium einen Aufenthalt im Rahmen des „Environmental Psychology Program“ absolviert. 1976 erfolgte dann die Habilitation am Psychologischen Institut in Heidelberg zum Thema „Privatheit“. Von 1978-1985 hatte sie ein Heisenberg-Stipendium der DFG. In den Jahren 1985-2007 war sie Professorin für Ökologische Psychologie an der FernUniversität Hagen („Pionier-Professorin„), wo sie 2007 in den Ruhestand verabschiedet wurde. Seit 1988 ist Kruse Honorarprofessorin bei uns am Psychologischen Institut Heidelberg und macht bis heute regelmäßig Lehrveranstaltungen zum Thema „Umweltpsychologie“.
Ihre zahlreichen wichtigen Funktionen und Ämter kann ich hier nicht einzeln aufführen – es sind zu viele. Nennen möchte ich trotzdem ihre ehrenamtliche Mitgliedschaft im „International Advisory Board“ (Mitglied seit 2002, Vorsitz seit 2005 bis heute) des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie, im Kuratorium des Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung, im Stiftungsrat der Universität Lüneburg, im „Nachhaltigkeitsbeirat Baden-Württemberg“ und vielleicht noch wichtiger als Mitglied des „Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen“ (WBGU).
Zusammen mit Ernst-Dieter Lantermann und Carl-Friedrich Graumann hat sie, beginnend in den 1980er Jahren, das Konzept einer „Ökologischen Psychologie“ (siehe Kruse, Graumann & Lantermann, Hrsg. 1990. Ökologische Psychologie. Ein Handbuch in Schlüsselbegriffen. Psychologie Verlags Union) vorangetrieben. In ihrem eigenen Handeln hat sie immer Politik mit Wissenschaft verbunden. Auch der Genderproblematik hat sie sich früh gewidmet. Im Projekt „WorkComm“ hat sie mit den Mitarbeiterinnen Sabine Koch und Caja Thimm über die „kommunikative Konstruktion von Geschlecht in beruflichen Settings“ geforscht.
Ich selbst habe sie näher kennen gelernt als Co-Vorsitzende des Koordinationsbeirats „Masterplan Im Neuenheimer Feld“ der Stadt Heidelberg, wo wir die letzten Jahre gemeinsam über die Bürgerbeteiligung bei der Zukunftsplanung des Campus „Im Neuenheimer Feld“ beraten haben. Nicht zuletzt habe ich viel von ihr gelernt beim Verfassen eines Überblicksartikels zum Thema Umweltpsychologie (hier Link zum Preprint) für ein groß angelegtes Buchprojekt des „Heidelberg Center for the Environment“ (HCE), das demnächst abgeschlossen werden soll.
Liebe Lenelis: Wir vom Institut wünschen Dir nach wie vor große Tatkraft, klare Positionen und reichlich Genuss von Oper, Theater, und vieles mehr… Und natürlich hoffen wir alle, dass Du noch viele unserer Studierenden für umweltpsychologische Themen begeistern wirst! Ich selbst freue mich jedes Mal, wenn Du in meinem Büro aufkreuzt (meist am späteren Vormittag) und mit mir aktuelle „Aufregerthemen“ besprichst.
siehe auch mein Interview mit ihr vom 29.12.2020 auf YouTube: https://www.youtube.com/watch?v=qHULL59nkWo
noch ausführlicher im Oral History Archiv der FernUni Hagen auf YouTube: https://www.youtube.com/watch?v=qvL1b6VG1cw