Nie wieder Holocaust!

Der 75. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau am 27.1.1945 durch die Rote Armee muss ein Anlass zum Nachdenken sein! Den Holocaust dürfen wir nicht vergessen oder verdrängen, Antisemitismus dürfen wir nicht hinnehmen. Mich hat die Rede unseres Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier bei seinem Israel-Besuch in Yad Vaschem berührt! Er sagte:

Ich stehe vor ihrem Denkmal. Ich lese ihre Namen. Ich höre ihre Geschichten. Und ich verneige mich in tiefer Trauer.

Samuel und Rega, Ida und Vili waren Menschen.

Und auch das muss ich hier und heute aussprechen: Die Täter waren Menschen. Sie waren Deutsche. Die Mörder, die Wachleute, die Helfershelfer, die Mitläufer: Sie waren Deutsche.

Der industrielle Massenmord an sechs Millionen Jüdinnen und Juden, das größte Verbrechen der Menschheitsgeschichte – es wurde von meinen Landsleuten begangen.

Der grausame Krieg, der weit mehr als 50 Millionen Menschenleben kosten sollte, er ging von meinem Lande aus.

75 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz stehe ich als deutscher Präsident vor Ihnen allen, beladen mit großer historischer Schuld. Doch zugleich bin ich erfüllt von Dankbarkeit: für die ausgestreckte Hand der Überlebenden, für das neue Vertrauen von Menschen in Israel und der ganzen Welt, für das wieder erblühte jüdische Leben in Deutschland. Ich bin beseelt vom Geist der Versöhnung, der Deutschland und Israel, der Deutschland, Europa und den Staaten der Welt einen neuen, einen friedlichen Weg gewiesen hat.

Die Flamme von Yad Vashem erlischt nicht. Und unsere deutsche Verantwortung vergeht nicht. Ihr wollen wir gerecht werden. An ihr sollt Ihr uns messen.

Ja, dies sind starke Aussagen, die ich teile! Geschichte dürfen wir nicht vergessen, Erinnerungen an die grausamen Taten müssen wir wachhalten! Ich würde gerne in einem Land leben, in dem Christen, Juden, Moslems und andere Gläubige friedlich nebeneinander ihren Alltag verbringen können und keine Angst haben müssen, dass Andersgläubige ihnen nach dem Leben trachten. Ein respektvoller Umgang miteinander: Das ist ein Thema nicht nur für die Psychologie! Toleranz gegenüber Andersgläubigen, gegenüber Andersdenkenden und gegenüber Andershandelnden scheint schwieriger als gedacht…

Mein Motto als Rheinländer lautet „Jeder Jäck is anners“. Die Schönheit zu erkennen, die in der Andersartigkeit liegt; die kreativen Impulse zu nutzen, die aus Diversität resultieren: Auch dafür müssen wir uns in unserem Fach einsetzen. Universitäten sind in meinen Augen nicht nur Orte der Wissensvermittlung, sondern auch Orte der Wertevermittlung. Neben akademischen Werten wie Integrität, Ehrlichkeit und Sorgfalt denke ich dabei auch an allgemeinere Werte wie Offenheit, Empathie, Respekt, Toleranz samt der dazugehörigen Streitkultur: All das gehört mit dazu, wenn wir von Universitäten sprechen.

Was mich beunruhigt: Bis auf wenige Ausnahmen (wie z.B. die Mitglieder der „Weißen Rose“ an der Münchner Universität) kam damals aus den Universitäten heraus kaum Widerstand gegen das Nazi-Regime – im Gegenteil: der 1933 gewählte Rektor der Universität Freiburg, der berühmte Philosoph Martin Heidegger, besass eine unrühmliche Affinität dazu (auch die Universität Heidelberg hat hier eines ihrer dunkelsten Kapitel). Wie die Reaktion der Universitäten wohl heutzutage aussehen würde? Wer weiss? Hoffentlich anders als damals!

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