Gastbeitrag „Preis für Friedenspsychologie an Anne-Louise Göhring“

Gastbeitrag von Prof. Dr. Ursula Christmann

Gert-Sommer-Preis für Friedenspsychologie geht an Anne-Louise Göhring

Frau Anne-Louise Göhring hat für Ihre Masterarbeit „Die Macht der Metapher. Der Metapher-Framing Effekt in der politischen Meinungsbildung“  am 17.6.2017 den mit 1000.- Euro dotierten Gert-Sommer-Preis für Friedenspsychologie erhalten.  Wir gratulieren herzlich und freuen uns sehr, dass eine Arbeit aus unserem Institut (Betreuung: Ursula Christmann / Norbert Groeben) mit dieser hohen Auszeichnung geehrt wurde. In der Begründung der Kommission heißt es: „Ihre Arbeit hat uns besonders beeindruckt – sowohl methodisch als auch aufgrund ihrer eindeutigen friedenspsychologischen Relevanz und ihrer hochaktuellen gesellschaftspolitischen Bedeutung“.

Im Mittelpunkt der Arbeit steht die Frage, ob sprachliche Bilder die Macht haben, unser Fühlen, Denken, Entscheiden und Handeln zu beeinflussen, und ob sie maßgeblich zur Meinungsbildung in Politik und Gesellschaft  beitragen können. Theoretisch geht Frau Göhring dabei vom sog. Metapher-Framing-Modell  aus (Robins, 1996), nach dem Metaphern als Deutungsrahmen (Frame) beim Verstehen eines Sachverhalts wirksam werden und damit auch als Werkzeug der Meinungsbildung genutzt werden können.

Frau Göhring hat den Metaphern-Framing-Effekt erstmals in drei Bereichen der aktuellen  politischen Kommunikation untersucht: „Flüchtlingskrise“, „Übergriffe auf Frauen in der Silvesternacht in Köln“ und „radikaler Islamismus“. Sie konnte den Effekt empirisch auf emotionaler, kognitiver und konativer Ebene nachweisen. Danach führt der Gebrauch von Metaphern in kurzen Texten zu aktuellen politischen Problemen im Vergleich zu nicht-metaphorischen Texten gleichen Inhalts zunächst einmal zu emotional negativeren Reaktionen. Die Effekte auf kognitiver und konativer Ebene werden durch das Vorwissen moderiert: Nur Personen mit geringen Vorkenntnissen in den jeweiligen thematischen Bereichen werden in ihren Einstellungen sowie in der Bewertung von Maßnahmen zur Lösung politischer Probleme durch die Metaphern beeinflusst. Dem inhaltlichen Vorwissen der Rezipienten/innen kommt also eine entscheidende Moderatorfunktion zu – ein Ergebnis, das nicht nur von theoretischer Relevanz, sondern auch gerade für den Bereich der politischen Bildung und Aufklärung von praktischer Brisanz ist.

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