Nachhaltigkeit als Thema im Senat

Einmal im Jahr tagen zwei wichtige Gremien unserer Universität gemeinsam: Der Akademische Senat und der Universitätsrat. In diesem Jahr fand die gemeinsame Sitzung am Montag 10.7.2017 statt. Neben der Diskussion des Jahresberichts des Rektorats standen zwei weitere Themen, Diversity und Nachhaltigkeit, auf der Tagesordnung.

Zum Thema „Nachhaltigkeit“ habe ich als Senatssprecher einen kleinen Impuls gegeben unter dem Titel „Ökologische Nachhaltigkeit: Ein wichtiges Thema für die Exzellenz-Universität Heidelberg“, der hier nochmal wiedergegeben sei, da eine Diskussion darüber im Gremium aus Zeitgründen entfallen mußte (sic!):

„… Sie werden sich vielleicht fragen, warum ausgerechnet ich als Psychologe Sie mit diesem Impuls zum Thema Nachhaltigkeit anregen soll zu einer hoffentlich lebendigen Diskussion. Ich hatte mir eigentlich gewünscht, dass an dieser Stelle unser Physiker Ulrich Platt vom Institut für Umweltphysik spricht. Er ist eine Autorität auf diesem Gebiet und hätte viele Details klären können, die ich überhaupt nicht gut kenne. Leider ist er auf einer Auslandsreise.

Auf den zweiten Blick freut es mich dann doch wieder, dass die Aufgabe des Impuls-Gebens mir zugefallen ist, und dass ich sogar einiges dazu sagen kann, allerdings aus einer etwas anderen Perspektive: Mein eigenes Forschungsthema lautet „Denken und Problemlösen“. Ich beschäftige mich z.B. damit, wie Menschen mit Unsicherheit und Komplexität umgehen, welche Fehler sie dabei machen und was man zu deren Vermeidung tun kann. Ich führe zum Beispiel Trainings mit Managern durch in der Hoffnung, ihnen gute Entscheidungsstrategien zu vermitteln für den Umgang mit herausfordernden Problemlagen.

Sie ahnen schon: Denken und Problemlösen hat mit dem Blick in die Zukunft zu tun. Zukunft, die wir ja aktiv gestalten wollen. Dafür müssen wir proaktiv handeln, wenn wir nicht überrollt werden wollen von zukünftigen Entwicklungen, die man heute schon kommen sehen kann. Nachhaltigkeit hat daher viel mit vorausschauendem Denken zu tun, mit planerischer Phantasie, mit Mut zu Entscheidungen, die gelegentlich auch fehlerhaft sein werden.

Wie können ausgerechnet wir den Ausstoß von CO2 an unserer Universität begrenzen, wo doch ein Großteil wichtiger Entscheidungen außerhalb unserer direkten Reichweite liegt? Ökologische Nachhaltigkeit bedeutet verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen. Für die Universität Heidelberg mit über 30.000 Studierenden und über 13.000 Beschäftigten bedeutet dies z.B. ein Nachdenken über Verkehrsmittel, über Energieverbrauch, über Wasserverbrauch.

Schauen wir nur einmal auf die Energiekosten, die (Stand 2016) bei 12.7 Mio Euro pro Jahr (inklusive Wasser) liegen. Das Verbrauchsprofil der Universität wäre – so sagt unser Umweltphysiker Ulrich Platt – günstig für die Verwendung von Solarenergie für den Eigenverbrauch! Die Kostenersparnis läge hier bei etwa 10 Cent pro kWh. Würden wir nur einen kleinen Teil des Jahres-Stromverbrauchs von 45 Gkwh (Stand: 2016) selbst erzeugen, käme schon ein beachtlicher Betrag zusammen. Nachhaltigkeit könnte hier also gleichzeitig eine Reduktion von CO2 und eine Kostenreduktion bedeuten!

Ökonomische Perspektiven sind wichtig, aber wir reden hier nicht nur vom Geld, sondern vor allem von unserer Zukunft. Es geht darum, den Nachhaltigkeitsgedanken in den Köpfen möglichst vieler Personen zu verankern und vom Nachdenken über Nachhaltigkeit zum nachhaltigen Handeln zu kommen. „Bildung für Nachhaltige Entwicklung“ – abgekürzt BNE – heißt ein wichtiges Programm der Bundesregierung, aber auch unsere Landesregierung legt großen Wert darauf: Das Hochschulnetzwerk BNE, das auch unsere Universität sowie die PH umfasst, ist im letzten Jahr vom Rat für Nachhaltigkeit mit einem Qualitätssiegel ausgezeichnet worden. Das ist doch schon mal ein Anfang!

Nachhaltigkeit als integraler Bestandteil von Forschung und Lehre, Einbeziehung und Schulung der Beschäftigten, Umweltschutz über das gesetzlich geforderte Maß hinaus, Reduktion von Ressourcenverbrauch und Umweltbelastungen, energetische Sanierung und Modernisierung von Gebäuden, Beschaffungen und Investitionen nach ökologischen Gesichtspunkten, Umsetzung umweltfreundlicher Verkehrskonzepte – so ein paar Schlagworte, die ich den Umweltleitlinien der Universität Tübingen aus dem Jahr 2009 entnommen habe. Warum gibt es keine solchen Umweltleitlinien unserer Universität? Vielleicht sollten wir gleich über Nachhaltigkeitsleitlinien reden?

Ich würde mir wünschen, dass wir als eine der traditionsreichsten Universitäten weltweit mit leuchtendem Vorbild vorangehen und zeigen, dass wissenschaftliche Exzellenz und ökologische Nachhaltigkeit nicht in Widerspruch zueinanderstehen. Wir sind als Wissenschaftler eigentlich prädestiniert, komplexe Probleme zu identifizieren, zu analysieren und zu vernünftigen Lösungen zu kommen. Ich würde mir wünschen, dass wir mit vorbildlichen Projekten zeigen, dass uns die Zukunft unseres Planeten am Herzen liegt und wir vorausschauend handeln. Um ein Wort des Unternehmers Klaus Wiegandt aufzugreifen, dessen Interview Sie als Tischvorlage vor sich finden: Lassen Sie uns Mut zur Nachhaltigkeit aufbringen! Lassen Sie uns durch unser aktives Tun die abstrakte Idee der Nachhaltigkeit in die konkrete Wirklichkeit unserer Universität umsetzen! Danke!“

Ich bin gespannt, was dieser Impuls bewirken wird! Auf jeden Fall wurde in persönlichen Gesprächen im Anschluß an unsere Sitzung deutlich, dass unsere Uni schon an vielen Stellen nachhaltig aufgestellt ist (z.B. energie-effizientes Rechenzentrum), dies aber noch zu wenig sichtbar gemacht hat, auf der anderen Seite aber auch viele offene und ungeklärte „Baustellen“ aufweist (z.B. Photovoltaik auf den universitären Dächern im Neuenheimer Feld). Vielleicht braucht es einen Masterplan? Eine Stabsstelle? Auf jeden Fall steht das Thema Nachhaltigkeit im Raum!

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