Auftaktveranstaltung des Marsilius-Kollegs

Das Marsilius-Kolleg der Universität Heidelberg, dessen Fellow ich seit 1. April bin, ist am 18. Juli offiziell eröffnet worden. Prominente Redner bei der Eröffnungsveranstaltung in der Alten Aula der Universität waren Bundesforschungsministerin Dr. Annette Schavan und Professor Dr. Günter Blobel, Nobelpreisträger der Medizin des Jahres 1999. Dr. Schavan sprach zum Thema ,,Die Zukunft der Universität: ­ Perspektiven für Forschung und Lehre“, Prof. Blobel hielt die erste ,,Marsilius-Vorlesung“ mit dem Titel ,,Die Zelle als Kunstwerk“. Neben beeindruckenden Visualisierungen von Zell-Prozessen (wir stammen alle von der Ur-Zelle ab, die vor ca. 4 Mrd Jahren entstand und sich seither unermüdlich geteilt hat) hat Blobel auch deutliche Worte zur Verschandelung des Elbtals durch die geplante Elbbrücke gefunden – eine flammende Gegenrede gegen den geplanten Bau, die gewichtig ist, da er seinen Nobelpreis in den Wiederaufbau der Dresdener Frauenkirche gesteckt hat.

Lustiges Detail am Rande: Habe zum ersten Mal die Universitätshymne gehört, die vom Universitätschor vorgetragen wurde – wusste gar nicht, dass es so was gibt.

Damit begann zugleich eine Vorlesungsreihe, in der künftig jeweils ein Mal im Semester herausragende Wissenschaftler aus den verschiedenen Wissenschaftskulturen zu Wort kommen sollen. Das Marsilius-Kolleg ist ein besonderes ,,Institute for Advanced Study“. Mit dieser Einrichtung möchte die Universität ihrer Vorstellung von der Zukunft einer modernen Volluniversität eine institutionelle Stütze geben. Das Kolleg ist darauf ausgerichtet, den forschungsbezogenen Dialog zwischen Geistes und Natur und Lebenswissenschaften zu fördern.

Mein eigener Beitrag zum Thema „Umgang von Menschen mit Komplexität“ wird möglicherweise Eingang finden in ein geplantes Exzellenz-Cluster „Global Change and Globalization“, in dem interdisziplinär Fragen diskutiert und bearbeitet werden, die im Kontext globaler Veränderungen auftauchen: Klima, Energie, Wasser – um nur ein paar Beispiele zu nennen. Die Zusammenarbeit von mir als Psychologen mit Geographen, Physikern, Ökonomen, Chemikern und Juristen ist eine echte Herausforderung, aber eine, die sehr viel Spaß macht und neue Erkenntnisse verspricht.

In den letzten drei Monaten haben wir uns jeden Montag abend getroffen und jeweils einem der Fellows zugehört, der seine Ideen dort zur Diskussion gestellt hat. Themen, die wir dort z.B. diskutiert haben: Erkenntnisse der Umweltphysik; die Kunst des Sterbens; semantische Kämpfe; kognitive Leistungen im Alter; Handel mit schädlichen Emissionen; Inormationsverarbeitung mit neuromorphischen Maschinen; Klima-, Wasser- und Energieprobleme in Zeiten von Global Change; das Gehirn als Beziehungsorgan; Kino als moralische Anstalt; Beschäftigungsmodelle für ältere Arbeitnehmer.

Dass die Psychologie an vielen dieser Themen andocken kann, steht für mich außer Frage –  wie kaum ein anderes Fach erweist sich die Psychologie als Brückenfach zwischen den Fächern links und rechts des Neckars. Der Grund dafür ist ganz einfach: In den meisten Themenbereichen geht es um Menschen – so ist unser Fach selbst da mit im Boot, wo es vordergründig „nur“ um Trockenregionen der Sahel-Zone geht, aber natürlich menschliches Handeln großen Einfluss auf die Ausdehnung oder Zurückdrängung dieser Flächen hat. Themen aus den Lebenswissenschaften oder der Medizin haben diesen Bezug sowieso.

Hier der RNZ-Bericht über die Eröffnungsveranstaltung: RNZ Marsilius Opening

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