Nachdem ich zu meinem letzten Blog-Eintrag (Trübe Zeiten) die Bemerkung erhalten habe, der Tenor des Beitrags sei für meine Verhältnisse wirklich trübe, habe ich gemerkt, dass die positive Wendung am Schluss (der Neujahrsgruß) zu wenig positiv war. Deshalb hier ein etwas positiverer Beitrag.
Eine der erschreckenden Erkenntnisse, die ein unabhängiger Journalismus in unserer Demokratie zutage gefördert hat, betrifft den Punkt, dass Verfassungsfeinde unterwegs sind, um die Demokratie abzuschaffen und einen totalitären Staat (ernsthafter Vorschlag: Zwangsausweisung von >1 Mio Menschen) einzuführen. Dem kann man nicht tatenlos zusehen, wie ich finde.
Als mich kürzlich eine gute Freundin fragte, ob ich bereit wäre, als unabhängiger Kandidat auf der Grünen Liste für den Heidelberger Gemeinderat zu kandidieren, habe ich ohne großes Zögern zugesagt unter der Bedingung, dass der Listenplatz nicht zu aussichtsreich sein sollte. So wurde ich auf der Mitgliederversammlung der Grünen in Heidelberg im November 2023 auf Platz 34 ihrer Kandidatenliste für den Gemeinderat 2024 (die Wahl findet am 9. Juni 2024 statt) gewählt. Ich bedanke mich für die Unterstützung der Grünen Jugend Heidelberg und bei all den anderen, die mich gewählt haben. Auch wenn ich kein Parteimitglied bei den Grünen bin: der Wahlomat empfiehlt mir jedes Mal die Grünen als eine der zentralen Optionen. Auch viele der kommunalpolitischen Ziele der Grünen in Heidelberg teile ich – Mitglied in einer Partei zu werden, scheue ich mich als Wissenschaftler, da ich gerne mein unabhängiges Urteil gesichert wissen will. Das ist kein Vorwurf an die Partei, sondern hat mit meinen Unabhängigkeitsbestrebungen zu tun.
Also: Flagge zeigen heißt für mich: mich an demokratischen Wahlen zu beteiligen, auch wenn die persönlichen Chancen eines Wahlerfolgs nicht sehr aussichtsreich sind (aber natürlich würde ich im Falle eines Falles antreten und alles tun, um dem Auftrag gerecht zu werden). Wenn wir in einer Demokratie Verantwortung zeigen wollen, ist eine solche Kandidatur ein Weg. Lasst uns die Demokratie bewahren!
Ein mahnendes Zitat von Martin Niemöller:
„Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Kommunist.
Als sie die Gewerkschaftler holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Gewerkschaftler.
Als sie die Juden holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Jude.
Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestieren konnte.“
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