Ich habe einen Freund verloren, einen guten Freund. Beno Csapo (Szeged, Ungarn) ist bei einem Motorrad-Unfall ums Leben gekommen, seine Frau Vilma liegt noch im Krankenhaus mit Verletzungen. Die genauen Umstände sind mir noch nicht bekannt. Ich bin schockiert!
Ich kannte Beno seit 2007 näher, als er als „critical friend“ das Schwerpunktprogramm „Kompetenzdiagnostik“ von Eckhard Klieme und Detlev Leutner kommentierte. Ich hatte damals innerhalb des SPP 1293 ein gefördertes DFG-Projekt, zu dem er einiges zu sagen hatte. Wir haben uns ausgetauscht und dabei Freundschaft geschlossen. Auch privat sind wir uns näher gekommen und haben manche Flasche Rotwein geleert, nicht ohne dabei die Wissenschaft aus dem Auge zu verlieren. Zu einem gemeinsamen Besuch der Wein-Gegend Villany in Ungarn (wir liebten die Weine von Bock), den wir geplant haben, wird es nun nicht mehr kommen. Traurig!
Seine wissenschaftliche Integrität war vorbildlich, genauso wie seine Bemühungen, die Szeged School of Education zu einem internationalen Begegnungsort zu machen. Die Internationalisierung war eines seiner Ziele, die er gerade auch den jüngeren Nachwuchswissenschaftler:innen ans Herz gelegt hat. Ein guter Kollege (E.K.) hat geschrieben, „warum er seine internationalen Kontakte hartnäckig verfolgt hat – aus gutem, aber nie eitlem wissenschaftlichem Ehrgeiz, aber auch um der Dumpfheit der Politik seines Landes etwas entgegenzusetzen. Er ist so ein kluger, lebendiger, aufrechter Mensch gewesen.“ Den verschmitzten Humor habe ich auch sehr gemocht.
Unser gemeinsames Werk (Csapo & Funke, eds.) ist 2017 erschienen (siehe hier meinen damaligen Blog-Eintrag) – es umfasst die Arbeiten zu PISA 2012 Problem Solving, woran wir mit internationaler Beteiligung für mehrere Jahre gearbeitet haben. Die computerisierte Erfassung war ihm wichtig, noch mehr aber die konzeptuelle Ausrichtung auf „complex problem solving“.
Die von ihm organisierten Tagungen (Szeged Workshop on Educational Evaluation, SWEE), an denen ich seit 2009 fast regelmäßig teilgenommen habe (ich habe darüber im Blog, z.B. hier, berichtet), waren Teil dieser (erfolgreichen) Bemühungen. Ihm verdanke ich meinen Ehrendoktor 2015. Ich habe viele Tage und Wochen in Szeged verbracht und dank Beno die Stadt an der Tisza/Theiße im Süden Ungarn liebgewonnen.
Seine Gastfreundschaft war unübertroffen. War man sein Gast, kam man nicht mehr zum Zuge! In die Geheimnisse der Szegediner Fischsuppe hat er mich ebenso eingeführt wie in die Reize der ungarischen Landschaft.
Ich bin froh, Beno noch vor Kurzem gesehen zu haben. Anlass war sein 70. Geburtstag (wir sind beide ein 1953er Jahrgang), den seine Kollegen und Kolleginnen (allen voran: Gyöngyver Molnar) wunderbar gestaltet haben. Ich werde ihn vermissen!
https://www.earli.org/news/in-memory-of-professor-ben%C5%91-csap%C3%B3
in ungarischer Sprache: https://szeged.hu/cikk/csapo-beno-halalara-a-vilag-elvonalaba-helyezte-a-hazai-nevelestudomanyi-kutatasokat
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