Im aktuellen ZEITmagazin 3/2023 vom 12.1 2023 heisst es: „Was bringt Psychoanalyse wirklich?“ und auf der Titelseite der ZEIT: „Runter von der Couch. Freuds Psychoanalyse ist auf dem Rückzug – was geht uns da verloren?“. Berechtigte Fragen, berechtigte Feststellung.
Was ist die dort zu findende Antwort auf die Frage nach der Wirksamkeit? Eine neue Studie, die schon bekannte Befunde wie die der Grawe-Studie korrigiert und ergänzt? Nein! Ersatzweise gibt es ein Interview mit dem Psychoanalytiker-Paar Cécile Loetz und Jakob Müller, die ich beide noch als Studierende an unserem Institut kennen- und schätzengelernt habe.
Ein Satz aus dem Interview über das Unbewusste, der mich schmunzeln ließ (von Jakob Müller): „Ich stelle mir das Unbewusste vor wie ein Eichhörnchen. Es wuselt im Verborgenen herum, manchmal sieht man es vorbeihuschen und findet eine Nuss, die es irgendwo hingelegt hat.“ Eine schöne Metapher, die auch die Grafikerin inspiriert hat:
So nett das (lesenswerte!) Interview auch ist: Evidenz für eine Wirksamkeit der Freud’schen Psychoanalyse darf man nicht erwarten. Das ZEITmagazin ist eben kein Fach-Journal, sondern dient guter Unterhaltung.
Und tatsächlich sind Freuds Ideen nicht aus der akademischen Welt verschwunden – wir verwenden heute eine etwas andere Begrifflichkeit (man spricht z.B. über „implizite“ Prozesse oder – ganz neutral – vom schnellen „System 1„) – und vor allem andere Methoden zur Erkenntnisgewinnung.
Keine Antworten