63. TeaP in Ulm online

Vom 14.-16.3.2021 fand wieder einmal die jährliche „Tagung experimentell arbeitender Psychologen“ (TeaP) statt – diesmal zum 63. Mal, diesmal in Ulm, diesmal online (hier Link). Es war meine erste Online-TeaP und ich ziehe ein paar Vergleiche zu früheren Präsenztagungen, an denen ich teilgenommen habe. Meine erste TeaP mit aktivem Beitrag war übrigens die 24. TeaP an der Uni Trier im Jahr 1982, und die von mir mitorganisierte 58. TeaP fand im Jahr 2016 an der Uni Heidelberg statt.

Zunächst einmal: Toll, dass die TeaP überhaupt unter den widrigen Bedingungen organisiert werden konnte! Toll, dass so viele einen aktiven Beitrag angemeldet haben! Mehr als 500 Beiträge, mehr al 700 Teilnehmende sind es gewesen! Spricht für ein Bedürfnis… Danke an das Orga-Team in Ulm: Anke Huckauf, Martin Baumann, Marc Ernst, Cornelia Herbert, Markus Kiefer und Marian Sauter!

Was hat mir gefehlt? Das Konferenz-Feeling fehlt vollkommen. Das fängt schon mit der Anreise und Hotelunterbringung an – Früher habe ich auf der Zugfahrt zum Tagungsort, im Hotelzimmer, am Frühstückstisch im Abstractband geblättert, wenn nicht schon das Hotelfrühstück (oder die ÖPNV-Fahrt zum Tagungsort) häufig Zufallskontakte mit anderen TeaP-Teilnehmenden zustandegebracht hatte. Das Schlendern mit der als Identikationsmerkmal getragenen Tagungstasche durch eine meist unbekannte Stadt gehörte ebenso dazu wie die Oriertierung in unbekannten Tagungsräumlichkeiten.

Natürlich gab es virtuelle Treffpunkte zum Plauschen und Kaffeetrinken – ich selbst habe davon diesmal keinen Gebrauch gemacht. Die zufälligen Begegnungen in real-life sind doch was ganz anderes! Manchmal reichte in der Vergangenheit ein Blick, ein kurzes Nicken schon aus, um einen lang vergessenen/vernachlässigten Kontakt kurz zu reaktivieren. Geht jetzt nicht mehr. Ebenso mal einfach der Blick in einen Vortragsraum, wo bekannte Gesichter bereits Platz genommen haben. Geht jetzt nur teilweise. Gesellschaftsabend? Fehlt völlig…

Aus meiner HeiAge-Arbeitsgruppe hat Alica Mertens unseren Beitrag zur Mobilitätsversion des Multi-Motiv-Gitters (wir nennen es das MMG-M) vorgetragen, in einer Arbeitsgruppe am Montagmorgen zwischen 8:15 und 9:15. Uff! Es waren fast 30 Teilnehmende anwesend! Ob das bei einem real-life-Vortrag auch so gewesen wäre? Ich habe da starke Zweifel… Und es ging minutengenau: Unser Beitrag war von 8:51-9:03 angesetzt (!) – und genau zu dieser Zeit fand er auch statt!

Was hat mir gut gefallen? Das vorherige Aufzeichnen der Vorträge ist ein Gewinn für beide Seiten: für die Vortragenden ist es streßreduzierend, für die Zuhörenden schafft es besser strukturierte Vorträge (ich erinnere Vorträge, wo die immer schon knappe Zeit mit der Einleitungsfolien fast verbraucht war und dann in den letzten Minuten ein Feuerwerk mit Ergebnis-Folien abgezogen wurde, dass es einem Kopfschmerzen bereitete… Für den Chair einer Arbeitsgruppe reduziert das ebenfalls Stress, denn man muss beim voraufgezeichneten Vortrag nicht mehr auf die Zeit achten und KollegInnen das Wort abschneiden. Alle Beiträge, die ich jetzt gesehen habe, haben eine gute Zeiteinteilung bewiesen. Apropos Zeit: Die jetzt vorgesehene Zeiteinteilung von exakt 7 Minuten Präsentation, 5 Minuten Diskussion ist extrem kurz und könnte auch auf 8/4 oder 8/5 verschoben werden. Übrigens haben mir persönlich die Präsentationen mit „embedded speaker“ besser gefallen als die, wo nur eine Stimme aus dem „off“ zu hören war.

Exzellent auch die Möglichkeit, alle Vorträge (auch die Keynotes!) zu einem späteren Zeitpunkt nochmals als Video anzuschauen! Davon habe ich mehrfach Gebrauch gemacht, sehr hilfreich! Was sonst auffiel: Die Diskussionen fanden bei englischsprachigen Beiträgen eher im Chat (und dort mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung) statt, bei deutschsprachigen Beiträgen eher als Redebeiträge mit Kamerazuschaltung (das fand ich lebendiger).

Von einem Kollegen habe ich gehört (ich war selbst nicht dort), dass die Posterpräsentationen sehr gut gemacht wurden (das könnte zu einem Modell unseres Heidelberger Praktikumskongresses werden). Wo ich noch war: Auf der Mitgliederversammlung der DGPs-Fachgruppe Allgemeine Psychologie, die vom Sprecher Dirk Wentura souverän moderiert wurde und eine Reihe interessanter Punkte enthielt, die im gerade kürzlich versandten Protokoll der Fachgruppenleitung nachzulesen sind. Selbst Wahlen konnten unter diesen Bedingungen durchgeführt werden. Gratulation zur Wiederwahl,  Dir lieber Dirk und den anderen Mitgliedern der Fachgruppenleitung!

Also: toll, dass es diese TeaP gab! Wir lernen dazu! Aber schon jetzt freue ich mich auf die nächste (hoffentlich „reale“) TeaP – in Planung ist für das nächste Jahr das 64. Treffen in Köln vom 20.-23.03.2022 (Organisation: Christoph Stahl, Hilde Haider). Die Homepage: www.teap2022.uni-koeln.de

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