Übersättigung mit Video?

Am Ende dieses Monats stelle ich bei mir eine Ermüdung in Sachen Video-Konferenzen fest (das Phänomen ist nicht neu und wird ja als „Zoom Fatigue“ klassifiziert). Dabei gibt es so schöne Ideen: Etwa eine virtuelle Weihnachtsfeier, bei der alle Teilnehmenden vor dem Bildschirm sitzen, die Kerzen brennen, der Wein ist eingeschenkt 🙂 Danke an Lena, Nils und Jan für diese hübsche Idee der „Werihnachts-Tüte“ für jeden Teilnehmenden! Über das OWCPS (One World Cognitive Psychology Seminar) habe ich mich ja schon in einem früheren Blog-Beitrag lobend geäußert. Auch die „Oral History„-Gespräche empfand ich als Bereicherung (weitere Aufnahmen in Vorbereitung).

Das ist natürlich eine tolle Online-Veranstaltung: Unser "Professorium" 🙂

Was mir inzwischen auch gut gefällt (siehe meinen früheren -eher kritischen- Blog-Beitrag): Die wöchentlichen Vorlesungstermine, die nun als „inverted classroom“ zum Beantworten informierter Fragen dienen – die Studierenden konnten sich die Folien zum jeweiligen Thema samt meinen Video-Kommentaren vorher ansehen und sind damit viel besser vorbereitet. Das gefällt mir! Aber natürlich ist der Aufwand deutlich höher: Die gesamte Vorlesung ist ja bereits im Vorfeld gehalten (das hat viele Tage der Semesterferien in Anspruch genommen).

Aber neben den vielen guten Seiten gibt es eben doch auch einiges an Schatten. Eine kleine (unvollständige) Liste der eher belastenden Ereignisse (die Veranstalter mögen mir die Nennung verzeihen – sie sind ja nicht wirklich Schuld an meiner Video-Ermüdung).

So wird etwa der alljährliche Vorweihnachts-Treff mit den Abi-Mitschülern des Jahrgangs 1972 (es gab zu der Zeit keine Mädchen an unserem -damals altsprachlichen- Humboldt-Gymnasium) in der Düsseldorfer Altstadt als Video-Treff stattfinden. Das Glas Altbier wird natürlich fehlen…

Der Koordinationsbeirat Masterplan Neuenheimer Feld (>30 Teilnehmende) tagte kürzlich dreieinhalb Stunden lang via Zoom. Bei früheren (kürzeren!) Sitzungen im Rathaus gab es wenigstens belegte Brötchen und Wasser – diesmal: Fehlanzeige! Und natürlich fehlen hier die informellen Gespräche am Rande solcher Treffen – das gehört zur Politik doch dazu!

In der „Gesellschaft der Freunde Universität Heidelberg“ (der Mutter-Gesellschaft der Alumni Psychologici) halten wir am 17.12.20 zum ersten Mal eine Mitgliederversammlung via Internet/Zoom ab. Viele Fragen (etwa die nach rechtsverbindlichen Abstimmungen) stellen sich als schwierig heraus, und nicht alle technischen Probleme lassen sich definitiv ausschließen. Wir haben schon jetzt mehrere „Übungs“-Versammlungen durchgeführt und sind daher für einige Herausforderungen gewappnet… Interessant: Zum ersten Mal kommen auch Teilnehmende aus der ganzen BRD zur virtuellen Mitgliederversammlung – das ist natürlich gut!

Dass daneben Vorträge online gehalten werden oder Konferenzteilnahmen komplett digital ablaufen, ist einerseits praktisch (erspart Fahrzeit an anderen Ort und eventuelle dortige Unterbringung), aber natürlich fehlen andererseits das Nach-Konferenz-Gespräch mit Speis und Trank ebenso wie mögliches Sight-Seeing vor Ort.

Warum ich das schreibe? Weil ich mich schon jetzt auf Weihnachten freue – nicht als Online-Schaltung mit den Verwandten, sondern als Präsenzveranstaltung mit Beachtung der AHA-L-Regeln. Ein paar Tage ohne Online-Veranstaltungen: Da werde ich glücklich sein, mal nicht hören zu müssen: „Ich sehe Euch – hört Ihr mich?“ oder im Chat lesen zu müssen: „HeiConf hat mich rausgeworfen, aber jetzt bin ich wieder zurück“ (Insider-Joke, sorry Vincent Heuveline! Musste sein …)

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