Stiftungssymposium „Lass mich wachsen!

Im Frühjahr 2018 hat ein Flaggschiff-Projekt unserer „Stiftung Universität Heidelberg“ stattgefunden. Wissenschaftler aus sieben Ländern diskutierten im April beim „1. Heidelberger Stiftungssymposium“, das im Internationalen Wissenschaftsforum der Universität Heidelberg (dem ehemaligen Sitz des PI auf der Hauptstr. 242) veranstaltet wurde, über das Thema Selbstregulation und mentale Gesundheit sowie über die Frage, was die Entwicklung entsprechender Kompetenzen begünstigt oder behindert. Wie gut wir eigene Gedanken, Gefühle und Handlungsimpulse regulieren können, ist entscheidend für das Wohlbefinden und die Produktivität in jeder Lebensphase.

Sabina Pauen beim Vortrag in der Heuscheuer

Sabina Pauen beim Vortrag in der Heuscheuer

Am vergangenen Freitag nachmittag (dem 21.9.18) wurden nun ab 17:00 in der „Heuscheuer“ (dem Hörsaal hinter dem Marstall, Große Mantelgasse 2) die Ergebnisse des wissenschaftlichen Symposiums aus dem Frühjahr nun für eine breitere Öffentlichkeit präsentiert. Meine Kollegin Sabina Pauen hat es übernommen,  den Eröffnungsvortrag zu halten – er trug den schönen Titel „Lass mich wachsen! Kann Selbstregulation die Entwicklung von Kindern stärken?“. Darin wurde deutlich gemacht, dass selbstregulative Fähigkeiten im Kindesalter geübt werden sollten, weil sie für den späteren Lebensweg von großer Bedeutung sind. Der gerade verstorbene deutschstämmige Psychologe Walter Mischel (1930-2018) hat in den 1960er Jahren den inzwischen legendären Marshmallow-Test erfunden, in dem ein kleines Kind in einem Raum allein gelassen wird mit einem Marshmellow vor sich. Das Kind kann die Süßigkeit sofort essen oder aber wartet ein paar Minuten und erhält dann die doppelte Menge. Dieser Versuchungssituation zu widerstehen, so Mischel, sagt Kompetenzen im späteren Lebensalter voraus: Wer warten kann, ist klüger, lebt zudem gesünder und ist glücklicher.

Sabina Pauen machte deutlich, dass die in in der Psychologie so genannten „exekutiven Funktionen“ von entscheidender Bedeutung für die Selbstkontrolle sind. Dies machte sie mit vielen Beispielen deutlich. Das zahlreich erschienene Publikum (in dreistelliger Zahl) bedankte sich bei der Vortragenden, die auch zugleich Sprecherin eines Schwerpunktbereichs „Regulation und Selbstregulation: Individuen und Organisationen“ (Field of Focus 4) im Rahmen der Exzellenzinitiative unserer Universität ist, mit anhaltendem Applaus und zahlreichen Fragen, die in der Pause gestellt werden konnten.

Nach einer kurzen Pause, in der lebhaft diskutiert wurde, fand dann eine Podiumsdiskussion statt, in der die Anwendungsaspekte der betriebenen Forschung besprochen wurden. Teilnehmende der sehr interessanten Podiumsdiskussion waren:

  • Prof. Dr. Joachim E. Fischer: Er ist Humanmediziner und seit 2006 Ordinarius für Public Health, Sozial- und Präventivmedizin an der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg und leitet das gleichnamige Institut. Primäres Ziel des MIPH ist die Entwicklung und Implementierung innovativer und ganzheitlicher Strategien zur Erhaltung der Gesundheit und zur Krankheitsprävention in der Gesellschaft.
  • Prof. Dr. med. Rainer Matthias Holm-Hadulla: Er ist Psychoanalytiker und Psychiater. Neben seiner praktischen Tätigkeit als Berater und Psychotherapeut leitet er das Heidelberger Institut für Coaching. Er lehrt an der Universität Heidelberg und an der Pop-Akademie Baden-Württemberg, Mannheim. Sein wissenschaftlicher Schwerpunkt ist die Kreativitätsforschung.
  • Myriam Lasso: Sie ist Juristin und seit 2005 Leiterin des Kinder- und Jugendamtes, das mit ca. 450 Mitarbeitern das größte Amt der Stadtverwaltung Heidelberg ist. Die Aufgaben umfassen alle Bereiche der Kinder- und Jugendhilfe, u.a. die Bereitstellung von Kindertagesbetreuungsplätzen, die Sicherstellung des Kinderschutzes, Unterstützungsleistungen in Form von Individualhilfen, aber vor allem auch sog. strukturelle Angebote im Sozialraum der Kinder- und Jugendlichen.
  • Prof. Dr. Sabina Pauen: Sie ist Professorin für Entwicklungs- und Biologische Psychologie an der Universität Heidelberg. Ihre Arbeiten zur frühen sozial-kognitiven Entwicklung von Kindern sind international führend und nicht nur in Fachzeitschriften oder Büchern veröffentlicht, sondern auch aus Fernsehen und Rundfunk bekannt.
  • Moderiert wurde die Veranstaltung durch den SWR-Redakteur Ralf Caspary.
Es war in meinen Augen eine gelungene Veranstaltung, ein wichtiges Thema einer breiteren interessierten Öffentlichkeit vorzustellen. Das Feedback, das ich Teilnehmenden einsammeln konnte, stützt diesen Eindruck. Unser gesamter Stiftungsvorstand, der anwesend war, sieht sich in der Konzeption des „Stiftungssymposiums“ insgesamt bestätigt und freut sich auf das nächste Symposium, das in zwei Jahren stattfinden soll (die zur derzeitigen Niedrigzinsphase schwachen Finanzen unserer Stiftung erlauben keine höhere Frequenz). Dank an Sabine Falke (FoF4), die mit ihrem Team den reibungslosen Ablauf der Veranstaltung organisiert hatte.

Der Bericht über das Symposium: https://foerderer.uni-heidelberg.de/gdf/index.htmlstiftung/stiftungssymposium.html

Hier erklärt Sabina Pauen das „Naschexperiment“ in Hirschhausens „Check-Up“: https://www.daserste.de/information/ratgeber-service/hirschhausens-check-up/videos/CheckUp_Kindheit_NaschexperimentInterview_Homepage-100.html

Hier ein YouTube-Video mit ein paar lustigen Szenen: https://www.youtube.com/watch?v=Y7kjsb7iyms

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