DEMADYN’15: (Non-)Optimal Decision making

Unter dem Kürzel DEMADYN’15 verbirgt sich eine internationale und interdisziplinäre Tagung, deren vollständiger Titel lautet „Hengstberger Symposium on (Non-)Optimal human decision making in dynamic environments“ und die vom 2.-4.3.2015 am Internationalen Wissenschaftsforum (IWH) in Heidelberg stattfand. Eingeladen hatten die drei Hengstberger-Preisträger 2015: Peter Duersch (Alfred-Weber-Institut), Daniel Holt (Psychologisches Institut) und Christian Kirches (Institut für Wissenschaftliches Rechnen).

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Etwa 40 Junior- und Senior-Wissenschaftler aus dem In- und Ausland waren zu Gast in Heidelberg. In multidisziplinärer Perspektive ging es dabei unter anderem um die Frage, was „optimale“ Entscheidungen in sich verändernden Situationen sind und unter welchen Bedingungen sie getroffen werden. Als Keynote-Speakers konnten exzellente Kolleginnen und Kollegen gewonnen werden: Ido Erev (Technion, Haifa, Israel), John Hey (Centre for Experimental Economics, University of York, United Kingdom), Magda Osman (Queen Mary College, University of London, United Kingdom) und Sebastian Sager (Otto von Guericke Universität, Magdeburg, Germany) trugen die Sicht ihrer jeweiligen Disziplin (Mathematik, Ökonomie, Psychologie) vor und diskutierten theoretische und methodische Probleme in der Erforschung dynamischen Entscheidungsverhaltens.

Unter dem Stichwort „dynamic decision making“ verbergen sich verschiedene Entwicklungslinien in der aktuellen Forschung; eine davon ist der von meiner Heidelberger Gruppe verfolgte Weg des Umgangs mit dynamischen computersimulierten Szenarien („complex problem solving„). Die Rolle exekutiver Funktionen als Steerungsinstanzen wurde auf der Tagung ebenso diskutiert wie die Rolle bewusster und unbewusster Anteile beim Entscheiden; aber auch zur Formalisierung und Optimalitätsbestimmung bei komplexen Systemen wie z.B. dem Szenario „Tailorshop“ (siehe meinen älteren Blogeintrag), das von den Mathematikern gründlich durchleuchtet und vor allem von Michael Engelhart optimiert wurde (siehe hier).

Alles in allem eine sehr schöne Tagung, die Interdisziplinarität erfahrbar gemacht hat durch rege Diskussionen und zu neuen Aktivitäten angeregt hat. Es war eine gute Mischung von Teilnehmern: solche, die gerade ihre Masterarbeit fertig gestellt haben, und solche, die ihren Kaffee mit Nobelpreisträgern trinken. Interessant auch, wie sehr die klassischen Ökonomen (im Unterschied zu den Vertretrern von behavioral economics) am Konzept „expected utility“ hängen und Verhalten ausschliesslich unter Bezugnahme auf die „utility function“ erklären wollen. Ich hatte den Eindruck, dass die Disziplinen Psychologie und Ökonomie nur sehr langsam konvergieren und immer noch erhebliche Unterschiede in den zentralen Axiomen bestehen. Wir hoffen, einige der besten Beiträge demnächst in unserem neuen „Journal of Dynamic Decision Making“ (JDDM) vorstellen zu können, das sich gerade in der Startphase befindet.

Das Ambiente am IWH ist einfach sehr schön (direkt unterhalb des Schlosses) und für solche kleine Gruppen optimal geeignet. Dank an die drei Organisatoren dieser Tagung! Und Dank an den Stifter, die Klaus-Georg und Sigrid Hengstberger-Stiftung, die diese Konferenz finanziert hat! Toll, dass wir solche Möglichkeiten haben! Die Uni Heidelberg erweist sich wieder mal als ein Ort, der hervorragende internationale Gäste anzieht und spannende interdisziplinäre Diskurse ermöglicht. Das ist Voll-Universität in bester Form! Kreative Ideen: Wo, wenn nicht hier?!

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