Als ich 1997 nach Heidelberg berufen wurde, habe ich zwei Dinge schnell gelernt: wie wertvoll die Parkerlaubnis auf dem Innenhof unseres Instituts ist (mitten in der Fussgängerzone) und dass nur 1 Person auf dem Institutsgelände das Sagen haben kann – und das ist der Hausmeister!
Peter Kreft hat über viele Jahre hinweg (seit Ende 1983) dem Institut gedient und sich um das Gebäude und das Gelände hervorragend gekümmert (bis Januar hat er in der Villa auf dem Institutsgelände gewohnt). Mit den Menschen in den Gebäuden ging es nicht immer so reibungslos; immer wieder gab es kleinere oder größere Konflikte, was daran lag, dass Herr Kreft kompromisslos war. Fahrräder dürfen nur an den dafür vorgesehenen Abstellplätzen abgestellt werden; diese Vorschrift gilt für alle, auch für den Geschäftsführenden Direktor, mag er es noch so eilig gehabt haben und „nur mal eben“ das Rad an einer unerlaubt praktischen Stelle geparkt haben. Entweder bekam man einen Anschiss oder das Rad wurde stillschweigend versetzt.
Ich zitiere aus einer Rundmail unseres Kustos Dr. Joachim Schahn, der aus Anlass des Ausscheidens von Herrn Kreft ein wenig zur Geschichte des Hausmeisterdienstes in den letzten 30 Jahren schreibt:
„Die Hausmeister übernahmen damals nicht nur die Aufgaben, die wir heute zum Hausmeisterdienst rechnen, wie die Hauspost, kleinere Reparaturen, die Überwachung des Gebäudes auf Schäden, das Auswechseln der Handtücher auf den Toiletten oder von defekten Leuchten, usw. Sie waren im Wesentlichen für alles das zuständig, was heute „outgesourced“ ist: Schließdienst, Anleitung des Reinigungsdienstes, Winterdienst und anderes mehr. In den Anfangszeiten wurden sogar die Büromöbel selbst hergestellt (einige alte Exemplare tun heute noch ihren Dienst); auch unsere Postfachanlage wurde in den 70er Jahren vom damaligen Hausmeister Theo Ellwanger gebaut.
Gegen Mitte/Ende der 70er Jahre arbeiteten am Institut unglaubliche drei (!) Hausmeister gleichzeitig, die manchmal etwas unterbeschäftigt waren und daher auch die Bibliotheksaufsicht zeitweise übernommen haben. Doch diese Zeit war gegen Anfang der 80er Jahre dann bald vorbei, und es begann die eigentlich sinnvollste Phase mit zwei Hausmeistern (Herrn Ellwanger und Herrn Kreft), die zusammen die komplette Öffnungszeit des Instituts abdeckten und über Mittag gemeinsam Dienst hatten; in dieser Zeit konnten Dinge erledigt werden, die nur zu zweit möglich sind (z.B. Möbeltransporte). Im Zuge des „Solidarpakts I“ Ende der 90er Jahre verloren wir dann nach seiner Pensionierung einige Jahre später Herrn Ellwanger. Zahlreiche seitherige Hausmeisteraufgaben wurden an externe Firmen vergeben, landeten beim Verwaltungssekretariat (z.B. die Post zu frankieren und die Schlüssel zu verwalten) oder bei anderen Mitgliedern des Hauses. Eine Urlaubs- oder Krankheitsvertretung gab es zunächst nur noch lückenhaft, später gar nicht mehr, so dass das Institut seither auf eigene Kosten eine Firma mit der Vertretung beauftragen muss. Und nun werden wir nach Herrn Krefts Pensionierung gar keinen Hausmeister mehr haben. Die Universität darf nach einer Vorgabe der früheren Landesregierung, die sich auf ein Gutachten beruft, nach dem zahlreiche Hausmeisterstellen überflüssig sind, keine frei werdenden Hausmeisterstellen mehr neu besetzen, bis der Sollwert erreicht ist. Vorerst wird für uns ein Dienstleister zuständig sein; allerdings nur in Teilzeit.“
Ich werde Herrn Kreft vermissen! Seine Art des „sich kümmerns“ um „sein“ Institut werden wir wohl alle vermissen, da bin ich ziemlich sicher. Hausmeisterdienste, die uns jetzt versorgen, haken professionell Checklisten ab und halten (hoffentlich!) Minimalstandards ein. Aber was dort nicht auf der Liste vorkommt, spielt eben auch keine Rolle. „Sich kümmern“ sieht anders aus; schon der Kleine Prinz von Saint-Exupéry hat gewusst, dass die Pflege eines kleinen Planeten mehr als nur Abhaken von Checklisten ist.
Lieber Herr Kreft: Ihnen und Ihrer Frau eine gute Zeit des Ruhestands! Schauen Sie doch ab und zu mal nach dem Rechten 🙂