Direktstudium Psychotherapie

Die Umwandlung des Diplomstudiengangs Psychologie in eine zweiteilige Bachelor-/Master-Struktur liegt noch keine 10 Jahre zurück – schon wird die nächste Änderung der Studienstruktur geplant: Diesmal geht es um das sog. Direktstudium Psychotherapie, bei dem nach 3+2-jährigem Studium mit klinischem Schwerpunkt der Abschluss nicht nur im Master besteht, sondern auch die Approbation (=die staatlich kontrollierte Zulassung zur Berufsausübung) enthält. Diese wird heutzutage erst nach einer an den Masterabschluss anschliessenden Weiterbildung erteilt, die zusätzliche 3-5 Jahre dauert und meist mit erheblichen Kosten im fünfstelligen Bereich verbunden ist.

Am 24. November 2014 hat die Bundespsychotherapeutenkammer auf ihrem 25. Psychotherapeutentag die Reform mehrheitlich bejaht, am 5.2.15 hat im Bundesgesundheitsministerium eine erste Gesprächsrunde zur Reform der Psychotherapeutenausbildung stattgefunden. Die DGPs als Interessenvertretung der akademischen Hochschulpsychologie hat über ihre zwei Kommissionen „Studium und Lehre“ (unsere Kollegin Birgit Spinath ist darin Mitglied) sowie „Psychologie und Psychotherapie“ (Vorsitz: Winfried Rief)  ebenfalls Empfehlungen zur Reform des Bachelor- und Masterstudiums ausgesprochen, die eine Reform in greifbare Nähe (dh. in den nächsten 2-3 Jahren) rücken.

Wesentliches Merkmal dieser Vorschläge: von den 120 LP für das Masterstudium (=4 Semester mit je 30 LP) werden 60 LP für klinische Inhalte (inkl. Praxisanteilen) vorgesehen. Im Bachelor kommen neben den polyvalenten Grundlagenfächern auch 18-24 LP Klinische Psychologie über die dortigen Anwendungsfächer hinzu.

Was wird also anders beim „Direktstudium“ im Vergleich zur bisherigen Struktur? Im Bachelor wenig (alle Institute haben bisher schon die Klinische Psychologie als Anwendungsfach), im Master geht es um mindestens 60 LP Klinische Psychologie und Psychotherapie! Die Vermittlung verschiedener wissenschaftlich anerkannter psychotherapeutischer Verfahren und Methoden, für Erwachsene sowie für Kinder und Jugendliche gehört dazu. Vertiefte praktische Kenntnisse und Kompetenzen sind in mindestens dreiTherapiemethoden/-verfahren zu erwerben. Und: Die Universität, die ein Direktstudium anbietet, muss über eine Forschungs- und Lehrambulanz verfügen (tun wir: siehe ZPP).

Ziel der gemeinsamen Bemühungen ist es, einerseits die Einheit unseres Faches zu wahren (also eine Abspaltung der Klinischen Psychologie vom Rest des Faches zu verhindern), andererseits einen akademisch fundierten Heilberuf analog zu Medizin, Zahnmedizin, Tiermedizin oder Pharmazie mit staatlichem Abschluss („Staatsexamen“) möglich zu machen.

Beim Treffen aller baden-württembergischen Psychologie-Institute aus den Universitäten Freiburg, Heidelberg, Konstanz, Mannheim, Tübingen und Ulm, das am 12.2.15 unter Leitung von Winfried Rief und Birgit Spinath bei uns in Heidelberg stattfand, bestand Konsens darüber, bei allen lokalen Unterschiedlichkeiten die Planungen in Richtung auf ein Direktstudium zu verstärken und auch beim Landesministerium vorstellig zu werden, um dort über die Erstattung möglicher Mehrkosten zu verhandeln, die aus einem stärker praxisorientierten Studium resultieren würden.

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