Kleine Welt: Erdös-Zahl und Wundt-Abstand

Vor einiger Zeit hatte ich bereits in einem Blog über meine Begeisterung für das „Small-World„-Phänomen geschrieben (siehe meinen damaligen Blog-Eintrag). Nun bin ich von ganz anderer Seite erneut auf dieses Thema gestoßen.

Mathematiker machen sich einen Spass daraus, ihre Nähe zu Paul Erdös (1913-1996), einem ungarischen Mathematiker und Viel-Publizierer, zu bestimmen (hier mehr zum Erdös-Projekt). Gemäß der Kleine-Welt-Logik bestimmt man den Abstand zwischen sich und Paul Erdös über die Zahl an Personen (=Knoten im Netzwerk), die zur Verbindung benötigt werden. Paul Erdös selbst hat trivialerweise die Erdös-Zahl 0; die Personen, die ein Paper mit Paul Erdös geschrieben haben, besitzen die die Erdös-Zahl 1; hat man ein Paper mit jemandem geschrieben, der seinerseits ein Paper mit Erdös geschrieben hat, hat man die Erdös-Zahl 2 usw. (hier kann man seine Zahl bestimmen, wenn man etwas in der Mathematik publiziert hat – andernfalls ist die Zahl natürlich unendlich, was für die meisten Kollegen anzunehmen ist).

Zu meiner großen Freude besitze ich selbst dank meiner Kooperation mit Sebastian Sager (früher Heidelberg, heute Magdeburg) die Erdös-Zahl 5, bin also über 4 Zwischenstationen mit dem berühmten Mathematiker verbunden (wie z.B. auch die Kollegen Dietrich Albert und Hans Colonius). In der Psychologie ist wohl unschlagbar nah dran Kollege Jürgen Heller (Uni Tübingen, Mathematische Psychologie) mit einer Erdös-Zahl von 2! Näher geht es fast nicht! In gewisser Weise repräsentiert eine deratige Zahl bei einem Nicht-Mathematiker dessen Interdisziplinarität in bezug auf Mathematik. Wenn man für die verschiedenen Disziplinen jeweils zentrale Personen identifizieren könnte, wäre ein übergreifender Interdisziplinaritäts-Index vorstellbar.

Für unser Fach haben Jochen Musch und Dennis Winter die kleine Welt der Psychologie untersuchbar gemacht mit einer Schnittstelle zur Datenbank Psyndex, die die Veröffentlichungen deutschsprachiger Autorinnen und Autoren versammelt. Hier kann man seinen Abstand zu berühmten Kolleginnen und Kollegen bestimmen (Stand: 06/2008).

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Ein interessanter Abstand ist sicher derjenige zu Gründungsvater Wilhelm Wundt – zumindest in Bezug auf Promotionsbeziehungen zeigt die Abbildung (zum Vergrößern bitte anklicken), dass eine direkte Verbindung über KülpeBühlerHofstätterBredenkamp besteht. Das ist doch ganz erfreulich! Wundt ist mir offensichtlich näher als vermutet: auch hier sind 5 Links zur Verbindung ausreichend!

Die akademische Genealogie haben mein Kollege Edgar Erdfelder und ich bei unserer gemeinsamen 120-Jahr-Feier in Anwesenheit von Jürgen Bredenkamp gezeigt, dem wir die Wundt-Verbindung ja verdanken. Dass zudem mit Oswalt Külpe und Karl Bühler zwei für die Denkpsychologie wichtige Namen in meiner Genealogie auftauchen, hat mich sehr gefreut! Zufall? Zufall! Trotzdem nett!

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