Urlaub ist vorbei! Die erste von drei Wochen waren wir in Quebec City auf der Cognitive Science Conference, wo ich einen Vortrag zu Problemen der Problemlöseforschung gehalten habe (Danke an meine Heidelberger Seminarteilnehmer für ihre Kritik beim Probevortrag!) und mit meiner Doktorandin Julia Hilse ein Poster zu unseren Arbeiten zum kollaborativen Problemlösen präsentierte. Ausserdem habe ich die befreundete Arbeitsgruppe von Sebastien Tremblay an der Laval Universität besucht, wo Julia zur Zeit Daten erhebt.
Ein Thema auf der CogSci-Konferenz war natürlich die gegenwärtige Diskussion um eine „Krise der Psychologie“ (Stichwort „publication bias“, „replicability“; siehe auch die journalistische Aufarbeitungen in „Zeit“ und „Slate“ – danke, Mareike!), die sehr kritisch geführt wurde. Das Thema beschäftigt mich nach wie vor (siehe meinen früheren Blog-Eintrag dazu) – umso mehr erstaunte mich in Quebec zu hören, dass die Ruhr-Uni Bochum dem in der Schusslinie stehenden Kollegen Jens Förster schon vor dem Abschluss der Prüfung auf potentielles Fehlverhalten durch die Humboldt-Stiftung eine Professorenstelle in der Sozialpsychologie (ab 01.07.2014) gegeben hat (siehe hier). Welche Forschungspraxis werden Studierende dort lernen? Hoffentlich nicht „battery Testung“ (siehe seine Kommentare zur Lab Organisation)!
Auch das Schweigen unserer Fachgesellschaft, der DGPs, zu diesen Vorgängen macht mich nachdenklich. Auf den entsprechenden Internet-Seiten der DGPs und in den Rundschreiben an die Mitglieder sind keine Hinweise auf mögliche Probleme zu finden. Eine Stellungnahme der DGPs zu diesem Vorgang liegt nicht vor. Maximale Intransparenz! Unglückliche Verquickung: Unser DGPs-Präsident Jürgen Margraf ist ausgerechnet an der RUB tätig und zugleich ein Alexander von Humboldt-Professor, wie es Jens Förster dort werden sollte – honi soit qui mal y pense… Dass internationale Partner über diese Vorgehensweise verwundert sind, kann ich nachvollziehen. Und: Wer gibt unseren Nachwuchswissenschaftlern Orientierung? Jens Förster als Vorbild? Der Erfolg scheint ihm recht zu geben. I am not sure… – Zurück zu den schönen Dingen im Leben:
Zwei weitere Wochen waren einer tollen, abwechslungsreichen Rundfahrt mit dem Mietwagen durch Ost-Kanada gewidmet (Alma, Fundy Bay, Shediak, Antigonish, Cheticamp, Cape Breton, Ingonish, Lunenburg, Halifax). Nun bin ich gut erholt und vom Sonnenschein gebräunt wieder zurückgekommen. Hatte ich in den ersten Tagen nach meiner Abreise noch regelmäßig die Emails gecheckt, hat dies im weiteren Verlauf der Reise nachgelassen 🙂
Wir haben herrliche Landschaften gesehen (der Cabot Trail ist einfach fantastisch!), im Atlantik gebadet und sind neben 3000 gefahrenen Auto-Kilometern insgesamt >100.000 Schritte gewandert (mein Activity Tracker – ein Withings Pulse – macht solche Aussagen möglich). Eindrucksvolle Tiere an Land (Elche, Wölfe, Kojoten), in der Luft (Weisskopf-Seeadler) und im Wasser (Minky-, Pilot- und Finn-Wale) zeigen die Vorteile geschützter Natur, von den Tieren auf dem Teller (vor allem Fische) ganz zu schweigen 🙂 Fusion-Küche (Verbindung asiatischer Gerichte mit europäischen) ist köstlich! Lobster-Dumplings gehören zu meinen Favoriten! Und das Red Amber Beer von Alexander Keith lasse ich mir ebenso schmecken wie den Chablis von Jost Vineyards 🙂
Bei meiner Rückkehr im Institut war nicht nur ein Berg Post (inkl. Druckfahnen, Lerntagebüchern und anderen Hausarbeiten) auf dem Tisch, sondern auch Baulärm in den Ohren – unsere Instituts-Baustelle schreitet fort! Im Keller des Hintergebäudes, wo wir >200 qm neue Laborräume erhalten werden, wird demnächst der Betonboden gegossen. Der Fahrstuhlschacht (ja: nach 10 Jahren Warten wird es einen Fahrstuhl im Hintergebäude für Rollstuhlfahrer geben! siehe meinen früheren Blog-Beitrag) zwischen Keller und 1. Stock ist allerdings noch nicht gebohrt. Das wird wohl sehr laut werden. Habe mir prophylaktisch ein paar schalldichte Kopfhörer gegen allzu große Belästigungen besorgt.
Ansonsten ist ruhiges Arbeiten möglich, weil (fast) keine Termine den Tagesablauf stören. Habilgutachten und ausstehende Manuskripte und Anträge profitieren zum Beispiel davon. Die 9 Wochenstunden Lehre im Semester (und alles das, was da noch mit dran hängt) und die im Semester stärker spürbaren Selbstverwaltungsaufgaben verschlingen doch eine Menge wertvoller Zeit, wie ich jetzt im Kontrast besonders deutlich spüre.