Berliner Preis für Zivilcourage

Heute, am 22.6.2014, wurde der Berliner Preis für Zivilcourage an den 31jährigen Whistleblower Edward Snowden vergeben. Das Preisgeld von 10.000 € wurde von 123 Spendern aufgebracht, die – auf die Initiative von Jürgen Hofmann und Alexander Richter hin – jeweils 100€ in den Topf gelegt haben. Einer der Festredner bei der Preisverleihung in Berlin (im Mauer-Panorama am Checkpoint Charlie) war MdB Hans-Christian Ströbele. Der Preis liegt bereits in Händen des Preisträgers! Edward Snowden hat sich nach Angaben der beiden Initiatoren über die Ehrung außerordentlich gefreut, offenbar besonders wegen ihres Bürgerinitiativ-Charakters.

Warum ich bei dieser Aktion mitgemacht habe? Ich sehe die Aktivität von Snowden als Wendepunkt einer öffentlichen Debatte um die Zulässigkeit von Abhörmassnahmen! Snowden hat uns in aller Deutlichkeit gezeigt, wie sehr unsere Privatsphäre diesen Begriff nicht mehr verdient. Autonomie und Freiheit sind zentrale Konzepte auch aus psychologischer Sicht – Misstrauen und Heimlichkeit sind keine Prinzipen, für die wir uns stark machen.

Zivilcourage: Eine Eigenschaft von Menschen, eigene Interessen zurückzustellen zum Wohl der Gemeinschaft oder einzelner Personen, aus Überzeugung heraus für bestimmte Werte einzutreten, sich nicht von Autoritäten einschüchtern zu lassen. Die Zivilcourage von Snowden ist beachtlich, da er sein gesamtes Leben für die Veröffentlichung der Abhördetails aufs Spiel gesetzt hat. In demokratischen Gesellschaften sollten wir auf diese Eigenschaft stolz sein und sie unterrichten und fördern. Auch Julian Assange fällt als Whistleblower in diese Kategorie. Mehr psychologische Forschung zu diesem Konstrukt wäre auch wünschenswert!

Ein Zitat von Edward Snowden: „Jeder Mensch kann sich an einen Augenblick in seinem Leben erinnern, wo er Zeuge größerer oder kleinerer Ungerechtigkeiten war – und wo er wegschaute, weil sein Eingreifen ihm zu bedrohlich erschien. Aber es gibt eine Grenze für das Ausmaß an Zumutungen, an Ungleichheit und Inhumanität, die ein Individuum ertragen kann. Diese Grenze habe ich überschritten. Und ich bin nicht allein.“

Dass wir heute sensibilisiert sind gegenüber möglichen Abhörmassnahmen und entsprechende Vorsorge und Abwehr betreiben können, haben wir Snowden zu verdanken, der das ganze Ausmaßs dieser außer Kontrolle geratenen Überwachung deutlich werden ließ. Dafür gebührt ihm Dank und Ehre – und ein Preis, der diese Anerkennung dokumentiert! Schade, dass ich zum Festakt nicht nach Berlin fahren konnte.

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