IBA in Heidelberg 2012-2021

Der Gemeinderat der Stadt Heidelberg hat im letzten Jahr beschlossen, dass in Heidelberg eine Internationale Bauausstellung (IBA) unter dem Titel „Wissen schafft Stadt“ im Jahr 2012 starten wird. In einem Zeitraum von zehn Jahren sollen Zukunftsfragen der Stadtentwicklung in der Wissensgesellschaft thematisiert und hierzu Projekte umgesetzt werden. Die Vorbereitungen zu dieser IBA wurden in einem Arbeitskreis „Wissen schafft Stadt“ [siehe früheren Blog-Eintrag] beraten, an dem Vertreter der Universität (darunter die Geographen Peter Meusburger [siehe Blog-Eintrag Milieus of Creativity], Johannes Glückler sowie meine Person) aktiv beteiligt waren. Ich freue mich, dass wir hier eine große Sache ins Rollen gebracht haben! (Die erste IBA fand übrigens 1901 in Darmstadt auf der Mathildenhöhe statt).

Die IBA soll Orte im gesamten Stadtgebiet und viele Lebensbereiche umfassen. Sie möchte der Stadtgesellschaft eine Plattform zur Beteiligung bieten – darunter auch der Universität Heidelberg. Am 4. und 5.10.12 ist nun die Auftaktveranstaltung, mit vielen Vorträgen, Stadtführungen, Diskussionsforen, und Barcamps, einem neuen Format (der sog. „Unkonferenz“), bei dem man spontan Projektideen vorstellen und entwickeln kann.

Hat Stadtplanung überhaupt etwas mit Psychologie zu tun oder sollten wir das nicht den Architekten und Stadtplanern überlassen? Auf keinen Fall! So wie Geographen und Soziologen ganz selbstverständlich ihren Beitrag zur konstruktiven Gestaltung von Lebens- und Arbeitsräumen liefern, so müssen wir unsere Erkenntnisse über das Zusammenleben von Menschen auf engem Raum (Stichwort Mega-Cities: mehr als 2000 Einwohner pro Quadratkilometer; allein Tokyo beherbergt >34 Mio Einwohner, Shanghai 25 Mio, Mexiko-City 23 Mio) einbringen und Planungsfehler (wie z.B. reine Schlafstädte oder Betonansammlungen ohne Natur) vermeiden helfen. Die räumliche Enge (high rising buioldings, high package rate) bringt viele  Probleme mit sich, die psychologischen sind darunter nicht die unerheblichsten…

Sicher wurden in Heidelberg in der Vergangenheit Fehler gemacht. Aber ob Alexander Mitscherlichs Planungsbeteiligung am Emmertsgrund wirklich ein Fehler war, wage ich zu bezweifeln – sein Ausstieg aus der damaligen Gutachterkommission 1975 hat ja wohl mehr mit den Problemen der „Neuen Heimat“ zu tun gehabt, seine Idee der Menschlichkeit im Zusammenleben ist damit ja nicht gescheitert.

Wenn Psychologie einen signifikanten Einfluss auf die Gestaltung der Gesellschaft nehmen möchte und nicht nur als Reparaturdienst für kranke Seelen auftreten möchte, muss sie sich in die Planung des Zusammenlebens von Menschen in Massen aktiv einbringen. Die Stadt ist der Ort, wo gelebt wird – da ist dann auch der Ort einer Lebenswissenschaft, die ihren Gegenstand ernst nimmt und sich von realen Fragen inspirieren lässt.

Das Motto „Wissen schafft Stadt“ ist klug gewählt – die Bedeutung der Universität und damit der Wissenschaft ist für diesen Standort fundamental. Ein Grund mehr, sich auch als Wissenschaftler um die Stadt zu kümmern, in der wir leben und arbeiten.

[Mehr zur Heidelberger IBA unter http://www.heidelberg.de/iba]

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