Die diessemestrige Marsilius-Vorlesung von Edna Foa über posttraumatische Belastungsstörungen widmete sich nach Gerd Gigerenzers Vortrag über den Umgang mit Wahrscheinlichkeiten (zum damaligen Blog-Eintrag) zum zweiten Mal einem psychologischen Thema. Dies ist unserem Marsilius-Fellow Sven Barnow zu verdanken, der den Gast auch in der Alten Aula einführte.
Nach einer kurzen Vorstellung ihrer beeindruckenden Lebensgeschichte hat Frau Foa über ihr Verständnis von posttraumatischen Belastungsstörungen (PTSD) und über deren Behandlungsmöglichkeiten gesprochen. Als PTSD werden psychische Erkrankungen bezeichnet, die als Folge traumatischer Erfahrungen (schwere Unfälle, Naturkatastrophen, Kriegsereignisse) auftreten und sich in zwei Bereichen nachhaltig bemerkbar machen: „1. einer teilweisen oder vollständigen Unfähigkeit, sich an einige wichtige Aspekte des belastenden Erlebnisses zu erinnern; oder 2. anhaltende Symptome einer erhöhten psychischen Sensitivität und Erregung“. Edna Foa sprach davon, dass Betroffene vor allem durch zwei Überzeugungen charakterisiert werden könnten: (1) Bedrohung: Die Welt draußen ist gefährlich, (2) Inkompetenz: ich kann mit diesen Gefahren nicht umgehen.
Deutlich wurde, dass es sich bei PTSD nicht um ein neumodisches Konzept handelt, auch wenn es erst 1980 im Klassifikationssystem für psychische Störungen, dem damaligen DSM-3, auftaucht. Literarische Belege über Katastrophen früherer Jahrhunderte machen das deutlich. Klar wurde auch, dass das von ihr entwickelte Konzept der „prolonged exposition“ (PE) gute Behandlungserfolge in kontrollierten Studien erzielt. PE ist eine Art systematischer Desensibilisierung (einem Standardheilverfahren bei Phobien) für Traumata und kommt mit wenig Aufwand zum Ziel.
Die 1937 in Haifa geborene Edna Foa wünschte sich mehr Behandler, die ihre Verfahren einsetzen – angesichts der steigenden Zahl traumatisierter Menschen (vor allem in den von Kriegen heimgesuchten Regionen dieser Erde) keine Frage, dass hier starker Bedarf besteht. Von den rund 100.000 deutschen Soldaten, die in Afghanistan eingesetzt wurden, sind 1800 traumatisiert [Bericht auf Tagesschau.de].
Edna Foa erhielt aus der Hand von Marsilius-Direktor Wolfgang Schluchter die Marsilius-Medaille für ihr Kommen und für Ihren Vortrag. Anschließend gab es einen Empfang und danach eine Diskussionsrunde für die Fachleute. Schön, dass solche international hoch angesehenen Forscherpersönlichkeiten nach Heidelberg geholt werden können! Wohl vor allem Exzellenzgelder und die Einnahmen aus dem Symposium „Trauma, Dissoziation, PTBS – State of the Art“ haben das möglich gemacht.