Banff Climate Engineering Summer School

Zum zweiten Mal seit 2010 hat es vom 1.-8.8.2011 eine „Transdisciplinary Summer School on Climate Engineering“ für die Doktorandinnen und Doktoranden auf diesem Feld gegeben. War es 2010 die „Climate Engineering„-Gruppe des Marsilius-Kollegs, die nach Heidelberg ins MPI für Internationales Recht eingeladen hatte, haben diesmal die kanadischen Partner um David Keith (zusammen mit der Carnegie Mellon Group und dem Institute for Sustainable Energy, Environment and Economy sowie FICER, einer Bill Gates Stiftung) knapp 60 Teilnehmer aus Kanada, den USA, Großbritannien, Russland, Indien und Deutschland in das wunderbare Banff Centre nach Kanada eingeladen.

Banff (from Sulfur Mountain)

Banff (from Sulfur Mountain)

Zusammen mit meiner Doktorandin Dorothee Amelung bin ich zu diesem Unternehmen aufgebrochen, das sich einer schwierigen Frage widmet: Wie soll mit dem unausweichlichen Klimawandel umgegangen werden? Müssen angesichts der mangelnden Bereitschaft zur Verhaltensänderung (Reduktion des ökologischen Fußabdrucks, den wir hinterlassen; siehe meinen früheren Beitrag über „virtuelles Wasser„) technologische Lösungen nicht nur beforscht werden, sondern gar zum Einsatz kommen („deployment“)? Und wenn ja, welche? Der in der Diskussion favorisierte Kandidat Solar Radiation Management (SRM; daneben Carbon Dioxide Removal, CDR) ist Teil eines groß angelegten Prozesses zur Steuerung des weltweiten Klimas.

Ein Projekt dieser wahrlich globalen Größenordnung wirft riesige Probleme auf: Angefangen von den Ungewissheiten über das Funktionieren solcher Großtechnologie zur Frage, wer diesen Prozess steuert, wer für die Konsequenzen haftet, wie die Gewinne und Verluste verteilt werden, usw. Und natürlich die ethische Frage: Dürfen wir überhaupt derartige Eingriffe in die Natur vornehmen? Aber auch: müssen wir nicht derartige Möglichkeiten durchdenken, um im Falle ihres Bedarfs (wonach es derzeit aussieht) gewappnet zu sein? Und: sind nicht längst Interessengruppen am Werk, solche Instrumente des Climate Engineering für ihre Zwecke zu missbrauchen? Geo-Engineering als „quick technological fix“ einer Entwicklung, die die Menschheit vor ein riesiges Problem stellen wird – viele und schwierige Fragen tauchen auf, die nur interdisziplinär zu beantworten sind.

Das Banff Centre ist eine großartige Einrichtung im Banff National Park, einem Stück Weltkulturerbe. Wo anders könnte man entspannter über die Erhaltung der Natur diskutieren? Eine großartige Konferenzarchitektur, die Künstlern und Wissenschaftlern kreative Räume bietet – im Hintergrund immer die imposante Kulisse der Rocky Mountains, die wir die meiste Zeit unter blauem Himmel und bei T-Shirt-Temperaturen erlebt haben. Auch das Mountain Hiking (z.B. auf den Mount Sulfur, den Schwefelberg, 2100m hoch und mit schöner Aussicht über die Rockies) schweißt zusammen.

Ich freue mich bereits auf die nächste Summer School, die 2012 in Oxford (Großbritannien) stattfindet und von Tim Kruger vorbereitet wird. In 2013 wird sie voraussichtlich in Harvard (Boston, USA) erneut von David Keith organisiert.

Literaturempfehlungen: Flannery, T. (2005). The weather makers: The history and future impact of climate change. Melbourne, VIC: The Text Publishing Co. [Link zum Verlag] – Fleming, J. R. (2010). Fixing the sky: The checkered history of weather and climate control. New York: Columbia University Press. [Link zum Verlag]. – Wer sich dafür interessiert, welche Ideen in Kalifornien, dem diesbezüglich fortschrittlichsten Staat der USA, generiert wurden, schaue auf diese Seite (die Autorin des Reports, Jane Long, war Präsentatorin bei unserem Treffen in Banff).

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