Nach 2009 und 2010 ist unsere Heidelberger Gruppe zum dritten Mal auf dem Szeged Workshop on Eductional Evaluation vertreten. Beno Csapo, der international aufsehenerregende Datenerhebungen im ungarischen Schulwesen plant und durchführt und zudem eines der wenigen wissenschaftlichen Mitglieder (wenn nicht gar das einzige) im PISA Governing Board ist, organisiert mit seinen Mitarbeiterinen einen fruchtbaren Austausch in eher informeller Atmosphäre: Wissenschaftler und Softwarespezialisten aus Ungarn, Finnland, Luxemburg und Deutschland kommen zusammen, um neueste Entwicklungen im Bereich computergestützter großflächiger Datenerhebungen im Schulbereich zu diskutieren. Vertreter der weltweit genutzten TAO-Plattform (Thibaut Latour und Mitarbeiter vom CRP Luxemburg) waren ebenso präsent wie von unserer in Deutschland unter Leitung des DIPF entwickelten Plattform ItemBuilder durch die Münchener Firma SoftCon. Aber auch neueste Assessment-Instrumente wie „EcoSphere“ (ein exzellentes dynamisches Öko-Szenario von David Tobinski aus der Essener Arbeitsgruppe um Annemarie Fritz-Stratmann), „Genetics Lab“ von der Arbeitsgruppe der Universität Luxemburg (Romain Martin, Martin Brunner und Philipp Sonnleiter) oder MicroDYN und MicroFIN aus unserer Arbeitsgruppe (diesmal waren wir zu viert: Samuel Greiff, Andreas Fischer, Sascha Wüstenberg und ich) wurden vorgestellt und diskutiert.
Was macht den Charme der SWEE-Meetings aus? Zum einen sicher die kleine Zahl von 20-30 Teilnehmern, zum anderen die offene informelle Atmosphäre, die einen rasch ins Gespräch kommen läßt. Zahlreiche Coffee Breaks wie auch gemeinsame Arbeitsessen (z.B. abends im „Regi Hid„) und nächtliche Kneipenbesuche (Borpatika, Sörpatika) tragen dazu ebenso bei wie die ausserordentliche Gastfreundlichkeit des Veranstalters und seines Teams. Der Tagungsort – die Szegediner Aussenstelle der Ungarischen Akademie der Wissenschaften gegenüber dem imposanten Dom – ist zentral gelegen, das Tisza Hotel strahlt den Charme des 19. Jahrhunderts aus, die fußläufig gut zu erobernde Stadt trägt ein Übriges bei. Beim dritten Mal stellen sich viele Familiaritätseffekte ein: nicht nur, dass die räumliche Orientierung viel schneller gelingt – man kennt inzwischen auch die interessanten Plätze -, auch die persönliche Beziehungen vertiefen sich und ermöglichen einen offenen Austausch von Ideen.
Dass ich anschließend an die SWEE3-Konferenz (die ich diersmal gemeinsam bit Beno Csapo organisieren durfte) noch eingeladen wurde, die Keynote-Lecture auf dem anschließenden PEK 2011-Kongreß zu halten, hat mich sehr gefreut. Unsere PISA 2012-Konzepte werden damit international verbreitet – und das ist gut so! Die Kooperation zwischen Uni Heidelberg und Uni Szeged soll zudem durch ein Kooperationsabkommen verstärkt werden. Bei einem Gespräch mit dem Rektor der Uni Szeged, Gabor Szabo, hat sich dieser Plan bestätigt.
Interessant ist auch die Stadt: Eine der größten Synagogen steht hier, renoviert und der Öffenlichkeit zugänglich. Auch die supermoderne Uni-Bibliothek (Szeged hat >30.000 Studierende) hat mich beeindruckt. Dass wir gleich am ersten Abend in einem studentischen Weinkeller ungarische Livemusik geboten bekamen, war natürlich Klasse! Aber auch das Ballett der Szegediner Oper, die zur Carmina Burana getanzt haben, hat mich tief beeindruckt. Von roter Szegediner Fischsuppe, Palat-Schinken und Palinka will ich gar nicht reden. Auch Sörpatika und Borpatika werden uns im Gedächtnis bleiben. Keine Frage: die SWEE sollte im kommenden Jahr wieder stattfinden – und wir sollten wieder teilnehmen!