Sommerschule „Governing Climate Engineering“

Vom 12.-16.7.2010 fand in Heidelberg im Max Planck Institute for Comparative Public Law and International Law unsere erste internationale transdisziplinäre Sommerschule „Governing Climate Engineering“ statt. Sie ist Teil unseres Marsilius-Projekts „Global Governance of Climate Engineering“ und wurde von der Universität Heidelberg (in Person von Ulrich Platt), der University of Calgary (in Person von David Keith), Canada, sowie der Carnegie Mellon University, USA, organisiert – tatsächlich haben wohl die Doktorandinnen und Doktoranden des Kollegs die meiste Orga-Arbeit geleistet!

Etwa 50 handverlesene Gäste aus dem In- und Ausland haben für eine Woche das Thema „Climate Engineering“ (CE) von allen Seiten mit unseren Doktoranden diskutiert. Die Invited Lectures dieser Woche kamen von den weltweit führenden Fachvertretern unterschiedlicher Disziplinen:

  • Prof. Timo Goeschl, Environmental Economics, University of Heidelberg
  • Prof. David Keith, Engineering and Economics, University of Calgary
  • Prof. Thomas Peter, Institute for Atmospheric and Climate Science, ETH Zürich
  • Prof. Catherine Redgwell, Faculty of Laws, University College, London
  • Prof. Phil Rasch, Pacific Northwest National Laboratory, Richland, WA
  • Prof. Alan Robock, Department of Environmental Sciences, Rutgers University

Als Ehrengast hatte sich einer der Entdecker des Ozonlochs, der Nobelpreisträger Paul Crutzen, angesagt, der ein paar nachdenkliche Bemerkungen über die Notwendigkeit von CE gemacht hat, weil die Verhaltensänderungen, die zu einer CO2-Reduktion führen könnten, einfach nicht stattfinden.

Es waren tolle Vorträge und Diskussionen! Die Veranstaltung war in vielerlei Weise einzigartig und hat viele junge Leute zusammengebracht, die die nächste Generation von Wissenschaftlern und Politikberatern stellen werden. Das Ziel dieser Tagung im Detail:

  • To give an overview of the technical possibilities and problems of CE and the state of the debate on its societal aspects.
  • To assess the state of the art in the disciplinary and inter-disciplinary treatment of the topic.
  • To explore new directions in transdisciplinary interaction and to exchange ideas on the way forward.

Dieses Ziel haben wir ganz sicher erreicht. Ich selbst habe in diesen Tagen viel gelernt von den Vertretern der anderen Disziplinen, da sie sich verständlich ausdrücken mussten und das Fachchinesisch weitgehend im Hintergrund gelassen haben. Das Zauberwort hieß „Take Home Message“ – der Zwang, sich vor einem multidisziplinären Publikum verständlich auszudrücken, ohne sich auf allzu große Vereinfachungen einzulassen.

Und was war die Botschaft? Unser Klima ist ein hochkomplexer Prozeß, von dem wir noch längst nicht alles verstanden haben – dennoch sind die Alarmsignale erschreckend! Vielleicht – so Paul Crutzen und andere mit ihm, darunter auch David Keith –  kommen wir gar nicht mehr darum herum, eines Tages mit unserem Planeten ein paar gut kontrollierte Experimente zu machen – „large-scale experiments“, um die Lebensbedingungen für viele Menschen zu verbessern! Solar Radiation Management (Aerosol-Injektion von Schwefel in die Stratosphäre) wäre vergleichsweise billig (2,5% des weltweiten Militärbudgets) und effektiv – es würde die Temperatur erheblich absinken lassen (ähnlich wie es nach Vulkanausbrüchen natürlicherweise geschieht).

Das ethische Problem in Form eines „Moral Hazard„: Wenn wir uns darauf verlassen, dass Klima-Ingenieure die Bedingungen schon richten werden, die wir zum Überleben brauchen – warum sollten wir uns dann mit Verhaltensänderungen quälen?

Die vielleicht kritischste Stimme kam von Alan Robock, der 2008 einen Artikel mit dem Titel „20 Reasons Why Geoengineering May Be a Bad Idea“ geschrieben hat. Auch wenn er während unserer Tagung ein paar Gegenargumente abgeschwächt hat (und neue Pro’s und Con’s hinzugefügt hat): Es bleiben viele Fragen einfach offen – das Haupterkenntnisinstrument sind Computersimulationen. Inwiefern angesichts vieler nichtlinearer Zusammenhänge hier überhaupt verlässlich in die Zukunft geblickt werden kann, verwundert mich schon. Auf jeden Fall wird es nicht nur Gewinner, sondern auch Verlierer bei einem solchen Experiment geben. Hier besteht großer Klärungsbedarf!

Die nächste Summerschool wird 2011 in Calgary bei David Keith stattfinden. Dann wird hoffentlich auch die Psychologie stärker in Erscheinung treten, die diesmal eher zurückhaltend und beobachtend im Hintergrund stand. Das Interesse an den Tagungsinhalten von Vertretern unseres Faches war diesmal eher bescheiden – auf unsere Einladungen hin hat sich niemand interessiert gezeigt. Meine Doktorandin Dorothee Amelung und ich (die beiden einzigen Psychologie-Vertreter auf dieser Konferenz) hoffen, dass sich das bald ändert!

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