Vom 16.-19.6. fand in der Villa Bosch die 9. internationale und interdisziplinäre Tagung der Konferenzreihe „Knowledge and Space“ statt, die seit 2006 von einem unserer Geographen, dem Seniorprofessor Peter Meusburger, mit Unterstützung der Klaus-Tschira-Stiftung organisiert wird. Sie findet oberhalb von Heidelberg in der herrlichen Villa Bosch statt. Ich bin froh, im Advisory Board zu sein und an den Veranstaltungen aktiv teilnehmen zu können!
Das Thema „Knowledge and Action„, das diesmal auf der Tagesordnung stand, hat vergleichsweise viele Psychologen für einen Vortrag angezogen: Sabina Pauen (kam extra aus Harvard angeflogen), Peter Gollwitzer (Konstanz & New York), Ralph Hertwig (Basel), Fritz Strack (Würzburg), ich selbst. Daneben natürlich viele spannende Vorträge anderer Disziplinen, darunter Manfred Spitzer (Ulm) und Hannah Monyer (Heidelberg) zur Neuroscience, Wolfgang Schluchter (Heidelberg) zur Soziologie, Alexander Welzl (Wien) zur Ökonomie, Graham Rowles (Kentucky) zur Gerontologie, Thomas Widlok (Nijmwegen) zur Ethnologie, Peter Gärdenfors (Lund) zur Philosophie von Wissen und Handeln sowie die Beiträge der Geographen Benno Werlen (Jena), Richard Peet (Worcester, MA) und Gunnar Olsson (Uppsala).
Was mir auffiel: Wie sehr psychologisches Experimentieren von anderen Fächern unter Beschuss genommen wurde – was hat die Wahl zwischen verschiedenen Lotterien mit menschlichem Entscheidungsverhalten zu tun? Kann man von simplen Versuchsanordnungen auf real-life-Situationen generalisieren? Natürlich nicht! Das Ziel von Experimenten ist und bleibt das Testen von Theorien und daraus abgeleiteten Hypothesen – wenn sich eine Theorie im kontrollierten Experiment bewährt, kann man nach Anwendungsmöglichkeiten suchen. Aber natürlich sind die Anwendungen nicht durch das experimentelle Paradigma gegeben, sondern durch die Theorie. Inwiefern die Theorie eine gute Theorie ist, die anwendungsrelevante Aspekte wiederspiegelt, hängt nicht vom Experiment ab.
Spannend war auch die Debatte um die Bedeutung neurowissenschaftlicher Befunde – hier ist vor allem Deskription im Vordergrund (in welchem Gebiet „leuchtet“ es im bildgebenden Verfahren auf?), Theoriebildung mit ausgefeilten Vorhersagen findet fast nicht statt. Während Spitzer der Gleichsetzung „mind = brain“ zustimmte, war Hannah Monyer vorsichtiger. Die reduktionistische Sicht, die hier zum Ausdruck kam, fand in den meisten anderen beteiligten Disziplinen nur wenig Zustimmung.
Insgesamt wieder einmal eine spannende Veranstaltung! Die eigene Perspektive ist doch sehr beschränkt und wird durch die z.T. völlig anderen Perspektiven anderer Disziplinen sehr angereichert!
[siehe auch https://joachimfunke.de/2009/04/09/milieus-of-creativity-erschienen/]
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