Geschlechtseffekte bei computersimulierten Mikrowelten

Im gestrigen Kolloquium berichtete der von Monika Sieverding und mir gemeinsam eingeladene Gast, Dr. Bertolt Meyer (Uni Zürich), über starke Geschlechtseffekte beim Einsatz computersimulierter Szenarien (Tailorshop, Fsys, ColorSim): Weibliche Teilnehmende haben drastisch schlechter als männliche abgeschnitten, wenn in der Instruktion davon gesprochen wurde, dass es um eine Diagnose ginge (im Unterschied zu einer Kontrollbedingung, wo es hieß, es ginge um ein Spiel – dort gab es keine Geschlechtsunterschiede).

Vieles deutet darauf hin, dass in der diagnostisch eingekleideten Darbietung ein Stereotype Threat zum Tragen kommt, der Frauen belastet und ihre Leistung mindert. Auch in gemischten Gruppen, in denen z.B. 1 Frau mit Männern zusammenarbeitet, kommt es zu einem negativen „Solo“-Effekt. Auch wenn die Prozesse noch nicht ganz aufgeklärt sind, die hinter diesen starken Effekten stehen, ist die Notwendigkeit zu weiteren Untersuchungen unbestritten. Da computersimulierte Szenarien auch Teil moderner Eignungsdiagnostik sind, könnte hier eine systematische Benachteiligung von Frauen bestehen.

Ein engagiert vorgetragener Bericht über spannende Untersuchungen – ein schönes Kolloquium! Und schön, dass hier die Schnittstellen zwischen Allgemeiner Psychologie, Sozialpsychologie und  Genderforschung sehr deutlich wurden. Auch wenn wir aus didaktischen Gründen unseren Gegenstand in Teildisziplinen zerlegen: Inhaltlich gibt es keine Gründe dafür, ganz im Gegenteil: Wir sind jetzt gespannt auf die hoffentlich kommenden Diplomarbeiten an der Schnittstelle von Allgemeiner/Sozialpsychologie und Genderforschung!

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