Intelligenz, implizites Assoziationslernen und komplexes Problemlösen

Unter diesem Titel ist gerade in diesen Tagen ein von Dirk Hagemann initiiertes und von uns beiden gemeinsam beantragtes Forschungsvorhaben von der DFG bewilligt worden. Wir freuen uns über die Möglichkeit, zunächst zwei Jahre lang dem im Blogtitel genannten Themenkomplex experimentell nachgehen zu dürfen. Worum geht es dabei? Ich zitiere aus dem Antrag:

Intelligenz lässt sich definieren als Fähigkeit zum problemlösenden Denken und mit klassischen Intelligenztests messen. Obwohl diese Tests in der Psychologischen Diagnostik etabliert sind, konnten in mehreren Studien die Leistungsunterschiede in speziellen Aufgaben zum komplexen Problemlösen durch Intelligenztestleistungen nicht vorhergesagt werden; dies stellt die konzeptuelle Gültigkeit von Intelligenztests in Frage. Darüber hinaus wurde in jüngerer Zeit auch diskutiert, ob nicht ein von der Intelligenztestleistung unabhängiger Faktor an der erfolgreichen Bewältigung von Alltagsproblemen beteiligt ist, nämlich die Fähigkeit zum impliziten Assoziationslernen. Darunter versteht man das Geschick, eine Regelhaftigkeit von Umweltreizen zu erkennen, selbst wenn die zugrundeliegende Regel aufgrund ihrer Komplexität nicht benannt werden kann. Das beantragte Forschungsvorhaben verfolgt das Ziel, die Bedeutung von kognitiven Leistungsdeterminanten i.S. von Intelligenz und Fähigkeit für implizites Assoziationslernen für das komplexe Problemlösen aufzuklären. Mithilfe von modernen Methoden der statistischen Modellierung soll insbesondere überprüft werden, ob überhaupt stabile Personeneigenschaften im Sinne besonderer Fähigkeiten für implizites Assoziationslernen und komplexes Problemlösen existieren und wie die kausalen Zusammenhänge zwischen diesen beiden Faktoren und der Intelligenz aussehen.

Die alte Streitfrage über die Vorhersagbarkeit von Kennwerten des komplexen Problemlösens auf der Grundlage von Testintelligenz, die in der Frühzeit der Forschung zum Komplexen Problemlösen viele Debatten und Kontroversen auslöste (in den 80er Jahren Dietrich Dörner und Wiebke Putz-Osterloh versus Adolf O. Jäger und Joachim Funke) und in den 90er Jahren z.B. durch Rainer Kluwe und Heinz-Martin Süß fortgesetzt wurde, soll einer neuen Klärung zugeführt werden.

Haben früher Allgemeine und Differentielle Psychologie in dieser Frage eher gegeneinander gearbeitet, sind hier in Heidelberg durch die gemeinsame Projektarbeit moderne Denkpsychologie und psychometrische Intelligenzforschung nunmehr kooperativ verbunden – besser geht es gar nicht, oder?

Nachtrag: Bericht über Dirk Hagemann im „Journal@RupertoCarola“ unter http://www.uni-heidelberg.de/studium/journal/2009/01/hagemann.html

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