Nachdem ich im letzten Wintersemester von den allerersten Bachelor-Studierenden für meine Vorlesungen wohl wegen zu hohen Anforderungen abgestraft wurde und die schlechtesten Evaluationen erhielt, die ich je bekommen hatte, habe ich in diesem Semester für meine Vorlesung „Denken und Problemlösen“ auf die Evaluation verzichtet (nein, ehrlich, ich habe sie schlicht vergessen… Wer von den BSc-Studierenden will, kann mir ja noch nachträglich Noten geben unter http://www.meinprof.de/uni/prof/24452). Dafür fand ich heute abend in meinem Postfach einen Feedback-Bogen zu meinem Vorlesungsskript mit dem handschriftlichen Zusatz:
Meiner Meinung nach die (bisher) spannendste Vorlesung des Bachelor-Studiengangs! Hat mich auch inspiriert, einzelne Themen (z.B. Kreativität) nachzulesen.
Wow! Das tut gut! Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern braucht ab und zu ermunterndes Feedback! Danke, liebe Unbekannte, 19, weiblich – you made my day! Als ich nach der 2. Poetikvorlesung von Peter Bieri gegen 22 Uhr heimgeradelt bin, pfiff ich fröhlich vor mich hin – I was singing in the rain. Und ich erinnerte mich an ähnliches Feedback, das ich als Student in Trier (vor gut 30 Jahren) an Walter Hussy gab, der mich damals mit dem „Turm von Hanoi“ (komplexes Problemlösen gab es damals noch nicht) für die Denkpsychologie begeisterte und mit einer Vorlesung mein weiteres Leben nachhaltig beeinflusst hat.
Ein solcher Einzelfall – und der ganze Rest der quantitativen Evaluation wird nebensächlich 🙂 Dieses Feedback kam freiwillig, drückte Begeisterung aus, zeigt, dass ich mit meiner Lehre nicht nur Informationen vermittele, sondern auch in die Herzen und die Köpfe einzelner vordringe. Super! Und das beste: Mit dem Absinken der Leistungsanforderungen (keine Pflichtlektüre mehr neben der Vorlesung wie noch im WS) steigt die Bereitschaft zur selbstgesteuerten Lust-Lektüre – von der extrinsischen zur intrinsischen Motivation, was wollen wir mehr?
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