Peter Bieri (alias Pascal Mercier) in der Alten Aula

Eine gute Nachricht: Die Gesellschaft der Freunde Universität Heidelberg hat den Philosophen und Schriftsteller Peter Bieri zu einem Vortrag einladen können (Danke, Frau von Helmolt!). Am Mi 16.4.2008 sprach Peter Bieri in der vollbesetzten Alten Aula über „Selbsterkenntnis Was ist sie? Warum ist sie wertvoll?“.

Peter Bieri, geboren 1944 in Bern, studierte Philosophie, Anglistik und Indologie in London und Heidelberg. Nach seiner Promotion 1971 war er als wissenschaftlicher Assistent am Philosophischen Seminar der Uni Heidelberg tätig. Forschungsaufenthalte führten ihn nach Berkeley und Harvard. Seit 1993 ist er Professor für Philosophie an der Freien Universität Berlin mit dem Forschungsschwerpunkt Erkenntnistheorie, Moralphilosophie und Philosophische Psychologie. Bieri hat 30 Jahre in Heidelberg gelebt – es begann 1964 damit, dass er ein Zimmer in Handschuhsheim nahm.

Bieri war Mitbegründer des Forschungsschwerpunktes Kognition und Gehirn der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Die Schwerpunkte seiner Forschung sind Philosophische Psychologie, Erkenntnistheorie und Moralphilosophie. Sein Buch „Das Handwerk der Freiheit. Über die Entdeckung des eigenen Willens“ (2001) ist für mich ein Meilenstein in der Debatte um Willensfreiheit.

Unter dem Pseudonym Pascal Mercier erschienen seine Romane „Perlmanns Schweigen“ (1995), „Der Klavierstimmer“ (1998), „Nachtzug nach Lissabon“ (2004) und „Lea“ (2007). Perlmanns Schweigen beschreibt die Nöte (un)kreativer Wissenschaftler in unglaublich bedrückender Weise, während der Nachtzug nach Lissabon ein Entwicklungsroman vom Feinsten ist – eines meiner Lieblingsbücher!

In seinem Vortrag ging es um den Wert der Selbsterkenntnis. Diese stellt sich vor allem durch Sprache (und natürlich in besonderer Weise durch das durch Schreiben) her: In der Auseinandersetzung mit dem Anderen, der Aussenwelt, lernt man durch seine Reaktionen darauf seine Innenwelt kennen. In ruhig vorgetragenen, Fragen aufwerfenden Sätzen schildert Bieri seinen Standpunkt, der das Horaz’sche Motto „sapere aude“ (von Kant übersetzt als „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“) zum Leitmotiv des eigenen Lebens werden läßt.

Seine Aufforderung an die Studierenden: Lasst Euch nicht ausbilden, sondern bildet Euch! Dem Bachelor-Konzept steht er kritisch gegenüber, Formulierungen wie „Fit für die Zukunft“ sieht er als Gefasel (siehe hierzu auch Berner Festrede 2005 von Peter Bieri “Wie wäre es, gebildet zu sein?”). Sein subversiver Vorschlag: opfert dem Bachelor-Gott, aber lasst daneben reichlich Platz für die viel wichtigere Bildung!

Hier ein kurzer Beitrag über Bieris Vortrag: RNZ Artikel Bieri-Vortrag 18.4.08

siehe auch meinen späteren Blog-Eintrag
https://joachimfunke.de/2008/05/29/poetikdozentur-2008-peter-bieri/

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