Studiengebühren, die Erste

Letzte Woche fand die erste Sitzung der Kommission für die Vergabe von Studiengebühren statt: 3 Studierende (Arvid Neumann, Jenny Schlegel, NN [Julia Thom]), 1 Vertreter des Mittelbaus (Dr. Joachim Schahn) und 1 Mitglied des Professoriums (Prof. Dr. Birgit Spinath) haben die bislang von den verschiedenen Gruppierungen vorgelegten Wünsche gesichtet und erarbeiten nun Kriterien für die Vergabe. Insgesamt sind für das bevorstehende SoSe rund 200.000 Euro zu verplanen – ein enormer Batzen Geld, der von nun an Semester für Semester kommen wird, wenn nicht noch ein Gericht die Verfassungswidrigkeit dieser Gebühr beschließen sollte (siehe Klagen).

Generell haben die Studierenden – so ein Resultat der ersten Sitzung – wohl eher eine enge Sicht, was die aus diesen Beträgen zu zahlenden Leistungen betrifft. So ist z.B. eine 25%-Beteiligung an den Zahlungen der Vertretungsprofessuren in Zweifel gezogen worden, ohne die wir wohl niemanden dafür gewinnen können. Sicher scheinen dagegen zusätzliche Tutorien in verschiedenen Gebieten – allerdings befürchte ich, dass spätestens ab WS 07, wenn der BA eingeführt wird, die Studierenden kaum noch Zeit für solche luxurierenden Angebote haben werden. Aber auch schon in diesem Sommer sehe ich ein Überangebot an Tutorien auf die Studierenden zukommen, die auf geringe Nachfrage stoßen werden. Es ist ja keine Bedarfsanalyse durchgeführt worden, sondern die Entscheidungen fallen eher nach dem Muster „wäre doch mal schön, einen Kurs zur Parapsychologie anbieten zu können“.

Ich bin gespannt, welche *indirekten* Kosten die Kommission akzeptieren wird. Tatsächlich könnten ja Bücher, die zur Verbesserung der Lehre beschafft werden, auch für Forschungszwecke genutzt werden 🙂 und von verlängerten Öffnungszeiten der IB würde auch das Forschungspersonal profitieren, das gar nicht an der Lehre beteiligt ist. Dass wir mit steigenden Veranstaltungszahlen durch zusätzliche Tutorien auch steigende Verwaltungstätigkeiten und damit Kosten bewirken, ist nur einer von vielen indirekter Effekten.

Ich hoffe, dass hier ein bisschen mehr Vernunft und etwas mehr systemisches Denken einkehrt! Das alte Humboldt’sche Ideal der *Einheit von Forschung und Lehre*, für das ich mich immer stark machen würde, läßt eine strikte Separierung der finanziellen Seite (hier zu fördernde Lehre – da *nicht* zu unterstützende Forschung) nicht sinnvoll erscheinen! Ich hoffe, dass die Kommission nach dem Grundsatz verfährt: Was dem Institut als Ganzem nutzt, kommt auch den Studierenden zugute! Von daher könnte sogar der auf den ersten Blick paradoxe Fall eintreten, dass Studierende aus den StuGeb die Vertretung für ein Forschungssemester eines Professors zahlen, weil dieser damit Forschungsarbeiten durchführen kann, über die er in Folgesemestern berichtet.

Aber warten wir’s ab – die (begrenzte) Rationalität des Gremiums wird an seinen Vorschlägen zu messen sein, auf die wir alle gespannt sind! Da hier größtmögliche Transparenz gefordert ist, wird man sicher nicht lange darauf warten müssen, bis man die Verteilungsprinzipien und die geförderten Anträge im Netz lesen kann… Vielleicht wäre ja auch schon jetzt eine aktive Diskussion unter den Studierenden und den Dozierenden in Internet-Foren anregend?

Ach übrigens: Die Kommission macht *Vorschläge*, über die die Fakultät auf ihrer ersten Sitzung im Sommer am 18.4.07 *entscheiden* wird. Erst dann ist das Programm also endgültig.

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