November-Mix

Wieder einmal schaffe ich nicht, einen längeren Beitrag zu verfassen. aber für ein paar kurze Absätze reicht die Zeit.

Hans-Magnus Enzensberger (11.9.1929 – 24.11.2022) ist verstorben – in meiner Jugend war das von ihm ab 1965 herausgegebene „Kursbuch“ ein wichtiger Begleiter, später habe ich mit Vergnügen seinen „Idiotenführer“ (eine intelligente, süffisante Kritik an Intelligenztests aus einer Aussenperspektive) gelesen:

Enzensberger, H. M. (2007). Im Irrgarten der Intelligenz. Ein Idiotenführer. Suhrkamp.

Kritische, enzyklopädische Intellektuelle haben wir in der BRD nicht viele –  ich werde mich an ihn erinnern.

Einer unserer früheren Studenten hat einen schönen Roman verfasst:

Jan Böttcher (2022). Das Rosen-Experiment. Aufbau-Verlag.

Es spielt im Berlin der 1930er Jahre.  Am Berliner Psychologischen Institut trifft sich die „Quasselstrippe“, eine Gruppe von engagierten Studierenden rund um Kurt Lewin (der im Roman „Zadek“ heisst, wie auch Wolfgang Köhler unter dem sprechenden Namen „Rauch“ auftaucht). Sie wollen Handlungen und vor allem Affekte verstehen. Lewins Konzept von Innen- und Aussenbarrieren kommt natürlich sehr prominent daher, ebenso der Effekt, dass Unerledigtes besser behalten wird als Erledigtes (eine Kellnerin namens Helene bringt den heute als „Zeigarnik-Effekt“ bekannten Effekt, benannt nach Bluma Zeigarnik, ins Bewusstsein). Auch das Ärger-provozierende und titelgebende „Rosen-Experiment“ (im Original von Tamara Dembo durchgeführt) spielt eine wichtige Rolle.

Titelblatt Jan Böttcher 2022: Das Rosen-Experiment. Aufbau-Verlag.

Mir hat der Roman sehr gut gefallen, schildert er doch anschaulich die damaligen Verhältnisse (so könnte es gewesen sein), insbesondere den aufkeimenden Judenhass, der die Gruppe schließlich zerstört und einige Personen in die Emigration treibt. Auch die Lewinsche Handlungs- und Affektpsychologie wird wieder lebendig. Daneben tauchen immer wieder auch ethische Fragen auf (vgl. Lewin, 1914): Was darf man mit „Versuchspersonen“ alles machen? Gefällt mir!

Fachliteratur zum Vertiefen:

Dembo, Tamara (1931). Der Ärger als dynamisches Problem (=Untersuchungen zur Handlungs- und Affektpsychologie 10). Psychologische Forschung, 15, 1–144. https://link.springer.com/article/10.1007/BF00406043

Lewin, Kurt (1914). Die Erziehung der Versuchsperson zur richtigen Selbstbeobachtung und die Kontrolle psychologischer Beschreibungsangaben. In C. F. Graumann (Hrsg.), Kurt-Lewin Werkausgabe Band 1 (S. 153–211).

Zeigarnik, Bluma (1927). Das Behalten erledigter und unerledigter Handlungen (=Untersuchungen zur Handlungs- und Affektpsychologie 3). Psychologische Forschung, 9, 1–85. https://doi.org/10.1007/BF02409755 (Achtung: falsche Autor-Angabe auf Springer-Seite!)

Bei meinem online-Vortrag in Leipzig über Nachhaltigkeit vor Vertretern des Deutschen Städtetags habe ich eine interessante Web-Seite kennengelernt:

https://sdg-portal.de/de/

Dort kann man für viele Kommunen sehen, was diese in Hinblick auf die Erreichung der 17 SDGs (Sustainable Development Goals) der UN unternommen haben. Schauen Sie mal, was über Heidelberg gesagt wird:

https://sdg-portal.de/de/sdg-indikatoren/heidelberg-stadt?goals[0]=1&goals[1]=2&goals[2]=3&goals[3]=4&goals[4]=5&goals[5]=6&goals[6]=7&goals[7]=8&goals[8]=9&goals[9]=10&goals[10]=11&goals[11]=12&goals[12]=13&goals[13]=14&goals[14]=15&goals[15]=16&goals[16]=17&showAverage=1&longTermComparison=1

Nicht schlecht, oder?

Ebenfalls erwähnenswert: Die von mir geschätzte Wiisenschaftsjournalistin Mai Thi Nguyen-Kim (aus Heppenheim) ist im WS 2022/23 als „Nature Marsilius Gastprofessorin“ bei uns in Heidelberg. Ihr Vortrag „Superstar Scientists – Wie Hype und Hass die Wissenschaftskommunikation verändern“ findet am 8. Dezember 2022 als hochschulöffentliche Veranstaltung in Präsenz in der Aula der Neuen Universität statt. Für eine breite Öffentlichkeit wird er im Livestream ab 19.30 Uhr übertragen:

https://www.uni-heidelberg.de/de/veranstaltungskalender/termin?eventId=50754&calPageId=30172

Vielleicht wollen Sie Veranstaltung besuchen? ich werde hingehen!


Wow: Seit 30.11.22 ist unser Hoftor (Eingang Brunnengasse) wieder funktionsfähig! Nach 4 Jahren und 11 Monaten Baustelle ist es geschafft! Jetzt muss man nur noch aufpassen, dass man von dem Ungetüm nicht verletzt wird…

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