In der deutschsprachigen Psychologie gibt es alle zwei Jahren ein „Familientreffen“: der alle 2 Jahre stattfindende Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGPs), auf dem zahlreiche Fachvorträge und Poster den aktuellen Stand der Forschung repräsentieren. Die DGPs ist mit knapp 4900 Mitgliedern die größte Interessenvertretung der akademischen Psychologie.
Als ich in den 1980er Jahren Mitglied in dieser Gesellschaft wurde, waren die Aufnahmebedingungen in diesen elitären Zirkel noch sehr streng (heute sind sie etwas liberalisiert): Neben abgeschlossener Promotion mussten zwei wissenschaftliche Veröffentlichungen vorgezeigt werden, zwei Bürgen (Mitglieder der DGPs) mussten zudem gefunden werden. Akademische Psychologie unter sich – ich würde sagen: einfach viele nette Leute!
Für dieses Jahr war der DGPs-Kongress in Wien geplant – Corona-bedingt musste er leider abgesagt werden (ich hatte mich schon so auf Wien gefreut! – aber natürlich hatte ich schon derartige Konferenz- und Reiseabsagen für Szeged und für Prag hinter mir). Neben den fachlichen Aspekten des Kongresses gibt es dort immer auch Organisatorisches zu klären. Die diesbezüglich wichtigste Veranstaltung ist die ordentliche Mitgliederversammlung (MV; daneben gibt es auch noch die Fachgruppenversammlungen – 17 Fachgruppen, die nach inhaltlichen Themen gebildet sind und kleine bis größere Untereinheiten der Muttergesellschaft darstellen). Aber am wichtigsten: Auf der MV wird nicht nur der nächste Kongressort bestimmt, sondern auch der für 2 Jahre amtierende Vorstand der Gesellschaft gewählt.
Da es vereinsrechtlich notwendig ist, in regelmäßigen Abständen eine MV abzuhalten, gab es dieses Jahr nur den Weg der Online-MV. Die fand am Mittwoch 16.9.2020 unter der Leitung der Präsidentin 2018-2020, Birgit Spinath (siehe meinen Blog-Beitrag vom September 2018: Birgit Spinath ist neue DGPs-Präsidentin), via Zoom statt – rund 300 Mitglieder waren zugeschaltet (und es hat problemlos funktioniert!). Anstelle des mündlichen Vortrags der Präsidentin mit dem seit 1968 üblichen (dank C. F. Graumann, der diese Tradition begründete!) „Bericht zur Lage der Psychologie“ (dieser erscheint in Heft 1/2021 der „Psychologischen Rundschau“) gibt es ein 20minütiges persönliches Statement von ihr auf YouTube, das ich hier empfehlen möchte.
Auf der virtuellen MV ist der „alte“ Vorstand entlastet worden und ein neuer Vorstand gewählt worden (die Wahl fand bereits in den Wochen zuvor statt, aber die Wahlkommission gab erst auf der MV das Wahlergebnis bekannt). Hier der neue Vorstand für die Zeit 2020-2022: Präsident: Markus Bühner, München; 1. Vizepräsident (d.h. president-elect): Stefan Schulz-Hardt, Göttingen; 2. Vizepräsident: Karl-Heinz Renner, München; Schriftführer: Christian Fiebach, Frankfurt; Schatzmeister: Jens Bölte, Münster; Vertreterin der Jungmitglieder: Anna-Lena Schubert, Heidelberg. Beisitzerin und gleichzeitig Ausrichterin des 52. Kongresses der DGPs, der im September 2022 in Hildesheim stattfinden soll: Christina Bermeitinger, Hildesheim.
Und hier noch mal zur Erinnerung die Zusammensetzung des alten Vorstands von 2018-2020: Präsidentin: Birgit Spinath, Heidelberg; 1. Vizepräsident (president-elect): Markus Bühner, München; 2. Vizepräsidentin: Annette Schröder, Landau; Schriftführer: Christian Fiebach, Frankfurt; Schatzmeister: Jens Bölte, Münster; Vertreterin der Jungmitglieder: Gordon Feld, Berlin. Beisitzer und gleichzeitig Ausrichter des 52. Kongresses der DGPs, der im September 2020 in Wien stattfinden sollte: Ulrich Ansorge, Wien.
Liebe Birgit: Eine anstrengende Zeit geht zu Ende (unser Rektor hatte Dir ja keinerlei Erleichterung angeboten auf Deine Bitte hin, wenigstens 2 SWS Deputatsermäßigung zu gewähren) – danke für Eure Arbeit im Vorstand und speziell Dank an Dich! Mit Deiner ruhigen, sachlichen und problemlösungsorientierten Art hast Du unsere Gesellschaft durch schwierige Zeiten gesteuert. Ich meine damit weniger Corona (da habt Ihr mit der Webseite https://psychologische-coronahilfe.de/ eine tolle Informationssammlung und ein vorbildliches Hilfe-Angebot für die breite Öffentlichkeit bereitgestellt) als vielmehr das jüngst am 1.9.2020 in Kraft getretene „Gesetz zur Reform der Psychotherapeutenausbildung“ (mehr Infos dazu hier), das unseren bisherigen BSc- und MSc-Studiengang Psychologie vor erhebliche Herausforderungen gestellt hat und die Psychotherapieausbildung auf neue (hoffentlich bessere) Füße stellt.
Die Umgestaltung der Studiengänge gemäß den Anforderungen der Approbationsordnung (PsychThApprO) ist noch in vollem Gang, aber schon jetzt ist klar: Fachpolitisch habt Ihr dank der Idee eines „polyvalenten“ Bachelors, also eines Bachelors, der für vielfältige Schwerpunktsetzungen Raum lässt und nicht „monovalent“ nur auf Psychotherapie vorbereitet, viel erreicht und Euch dadurch um die Einheit unseres Faches verdient gemacht! Wir müssen diese Idee in den Instituten jetzt vernünftig umsetzen. Dem alten Vorstand also ein herzliches „Danke!“ und dem neuen Vorstand viel Erfolg bei der Fortsetzung dieses Kurses und beim Anpacken „neuer“ Themen!