Zwischenberichte in der „Causa Bluttest“

Im Februar 2019 stand kurzzeitig eine Sensation im Raum: Heidelberger Forscher meinten, einen Bluttest zur Brustkrebsdiagnostik (die Bild-Zeitung nannte es „Weltsensation“) entwickelt zu haben, der zur Früherkennung nützlich sein könnte. Doch so schnell die Meldung durch die Presse ging, so schnell kam auch Kritik daran auf. Einer der ersten Kritiker war unser Kollege Gerd Gigerenzer, der diesen angeblichen Test zur „Unstatistik“ des Monats Februar 2019 kürte (siehe auch sein Update im Mai 2019).

Schon kurze Zeit später tauchten so viele Fragen auf, das aus der Weltsensation ein Skandal wurde, mit dem sich mehrere Untersuchungskommissionen detailliert beschäftigen. Zwei davon haben diese Woche am 16.7. (drei Tage vor Verkündung des Exzellenz-Wettbewerbs der deutschen Universitäten) Zwischenberichte vorgelegt, über die nun nachzulesen ist.

Der Zwischenbericht des Universitätsklinikums:
https://www.klinikum.uni-heidelberg.de/newsroom/causa-bluttest-heiscreen-externe-kommission-stellt-aufsichtsrat-des-universitatsklinikums-ersten-zwischenbericht-vor/

Der Zwischenbericht der Universität Heidelberg:
https://www.uni-heidelberg.de/de/newsroom/bluttest-zur-brustkrebsdiagnostik

Die Rezeption der Zwischenberichte durch den Wissenschaftsblogger Jan-Martin Wiarda:
https://www.jmwiarda.de/2019/07/17/bluttest-skandal-kommission-legt-kurz-vor-exstra-entscheidung-zwischenbericht-vor/

Dass dieser unschöne (und unnötige) Vorgang im Universitätsklinikum die Chancen der Universität Heidelberg im Rahmen der Exzellenzinitiative beeinträchtigen könnte, steht als Hypothese im Raum. Aber: Sollte man nicht darauf vertrauen, dass die Wissenschaftler, die derzeit zur Beurteilung der Exzellenzanträge  tagen, in ihrem Urteil autonom sind und sich nicht durch Presseberichte (weder solche über angebliche Weltsensationen noch solche über erfolgreiche Aufklärung von Skandalen) beeinflussen lassen? Wenn wir den Titel erneut gewinnen, dann hoffentlich wegen der Qualität unseres Antrags!

Morgen (am 19.7.19) gegen 16 Uhr wird das Urteil von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) bekanntgeben. Dann sehen wir, welche 11 Universitäten sich glücklich schätzen dürfen angesichts des Geldregens, der über sie ausgeschüttet wird. Die anderen müssen mit der Dürre weiterhin leben – das ist doch wohl der eigentliche Skandal!

PS: Die Finanzierungslücke beschreibt Rektor Eitel so: „Inflationsbereinigt bekommen wir derzeit pro Student und Jahr 3540 Euro weniger als noch 1998. Damals lag der Wert bei 10 610 Euro, 2017 bei 7890 Euro.“ Und das bei gestiegenen Aufgaben!

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