Kein Wunder, dass unser Vertrauen in öffentliche Institutionen sinkt: Der Verdacht, dass das Bundesamt für Risikobewertung (BfR) in Sachen Bewertung der Glyphosat-Gefahr (mögliche Krebsgefahr durch ein stark genutztes Herbizid) weite Teile seiner Stellungnahme direkt vom Hersteller Monsanto übernommen hat (siehe die oben gezeigte Abbildung vom unabhängigen Umweltinstitut München), erhärtet sich durch eine aktuelle Plagiatsprüfung, die das BfR allerdings zurückweist.
Das ebenfalls unabhängige psychologienahe Harding-Center für Risikokompetenz hat übrigens schon in seiner Unstatistik des Monats im Januar 2016 die Meldungen über Glyphosat im Urin relativiert: im Vergleich zum Rauchen sei das Glyphosat-Krebsrisiko deutlich geringer. Das mag stimmen – aber zu stimmen scheint auch, dass die BfR-Bewertungen von Monsanto übernommen wurden, und zwar anscheinend ohne saubere Quellenangabe! Systematisches Unterlassen von Quellenangaben und gezieltes Entfernen von Hinweisen auf die tatsächlichen Verfasser: Das wäre in der Tat schlechte wissenschaftliche Praxis!
Umso wichtiger ist Risikokompetenz: das ist ein gutes Konzept! Es ist Teil dessen, was als „kritisches Denken“ (critical thinking) Eingang in den Unterricht an Schulen und Universitäten finden sollte. Es bezeichnet Ähnliches wie der Kantische Imperativ, sich seines eigenen Verstandes zu bedienen („sapere aude„). Das setzt in einer komplexen Welt allerdings etwas mehr voraus als noch vor 200 Jahren vorstellbar war.