Forschungssemester Sommer 2016

Im Leben jedes Hochschullehrers gibt es wiederkehrend Phasen, die als belastend empfunden werden (Vorlesungszeit), und Phasen der Entlastung (vorlesungsfreie Zeit). Herausragend sind die nach LHG §49 Abs 7 möglichen Forschungssemester („sabbatical“), die der Rektor auf Antrag und mit Zustimmung der Fakultät in der Regel frühestens alle vier Jahre bewilligen kann. Bei mir ist es im Sommer 2016 wieder einmal soweit, dass ich von der Lehre entbunden bin. Ich lehre gerne, doch kostet das gerade im Lichte der verstaltungsbegleitenden Prüfungen mehr Zeit als früher – allein jedes Wintersemester muss ich 8 ECTS Punke (3 für die „Einführung“, 3 für die „Erkenntnistheorie“, 2 für die „Allgemeine Psychologie I“) für >100 Studierende (meist 150 Studierende incl Nebenfächler) bescheinigen. Uff: 1000 ECTS Punkte pro Wintersemester, das war mir gar nicht so klar…

Ich will an einigen Publikationen arbeiten, die schon länger auf eine „Zeit am Stück“ warten, und einige neuere Bücher und Artikel lesen. Reisetätigkeit gehört ebenfalls dazu. Ein Besuch in Jacksonville, FL, bei meinem Kollegen Dominik Güss von der University of North Florida steht am Anfang. Dankenswerterweise vertritt mich Ursula Christmann im Sommer nicht nur in der Lehre, indem sie meine Vorlesung mit übernimmt, sondern wird auch in der Administration nach dem Rechten sehen. Das entlastet erheblich!

Das Sabbatical ist ein Ritual, das die Bibel erstmals erwähnt: Gott schuf die Welt in sechs Tagen und ruhte am siebten Tag. Der Gedanke, nach anstrengender Arbeit eine längere Ruhepause zu machen, ist Teil des täglichen Wach- und Schlaf-Rhythmus, aber auch in größeren Zeitskalen kann dieses Konzept natürlich genutzt werden. In manchen Arbeitsgruppen dienen sog. „retreats“ zur Findung neuer Ideen – für mich ist ein Forschungssemester nicht nur Regeneration von Kraft, sondern auch mögliche Quelle der Inspiration. In meinem vorletzten Forschungssemester 2006 habe ich die Grundlagen dafür entwickelt, die später von 2007 an im DFG-Projekt „Kompetenzdiagnostik“ sechs Jahre erfolgreich weiterverfolgt werden konnten. Das hat sich damals gelohnt. Mal sehen, was diesmal herauskommt.

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