Seit 2007 habe ich engeren Kontakt mit der ungarischen Universität Szeged bekommen. Im damaligen, von der DFG geförderten Schwerpunktprogramm SPP 1293 „Kompetenzdiagnostik“ gab es projektbegleitende „critical friends“, zu denen der Szegediner Bildungsforscher Benő Csapó gehörte. Mit ihm hatte ich schon früher (Ende der 1990er Jahre) Kontakt bei Treffen in den USA, wo es um „large-scale assessments“ ging.
Gleich auf dem ersten SPP-Treffen 2007 lernte ich Beno näher kennen; es entstand eine gute und intensive akademische Freundschaft, in deren Folge meine Mitarbeiter und ich zahlreiche Besuche in Szeged gemacht haben und ich auch als Gastprofessor für die dortigen Doktoranden Unterricht (in englischer Sprache) abgehalten habe, natürlich zum Thema „Problem Solving and its Assessment“!
Die von Beno seit 2009 jährlich organisierte Tagung SWEE („Szeged Workshop on Educational Evaluation“) hat viele Doktorandinnen und Doktoranden aus dem Schwerpunktprogramm in kleinen Runden zusammengeführt, zusammen mit gestandenen Fachvertretern der Disziplin. Heidelberger Beteiligung war in den ersten Jahren selbstverständlich, hat (bedingt durch den Wechsel von Samuel Greiff an die Universität Luxemburg) allerdings abgenommen. Aber selbstverständlich gab und gibt es Treffen mit Beno ausserhalb der SWEE-Workshops anläßlich von internationalen Konferenzen.
Beno war auch Mitglied der von mir geleiteten internationalen „Problem Solving Expert Group“ für PISA 2012. In diesem Gremium habe ich den Kontakt zu ihm vertiefen können. 2012 war er mit den anderen Mitgliedern meiner Expertengruppe in Heidelberg (siehe Pressemitteilung). Unsere PISA-Tätigkeit hat uns immer wieder zusammengeführt, sei es auf PISA-Meetings oder auf Konferenzen. Selbstverständlich haben wir auch gemeinsam publiziert (eine gemeinsam herausgegebene Edition über PISA 2012 „Nature of Problem Solving“ ist in Vorbereitung).
Die Universität Szeged liegt im Schatten ihrer großen Schwester in der Hauptstadt Budapest, aber Universitäts-Rankings (so viel oder wenig man auch davon halten mag) machen deutlich, dass dies ungerecht ist – in vielen Fächern ist Szeged die ungarische Nummer Eins! Auf jeden Fall in den Bildungswissenschaften, wo Beno Csapo arbeitet und eine Doctoral School of Education betreibt. Das von ihm angestossene Programm eines flächendeckenden Assessments ungarischer Schüler (>900 Schulen werden von ihm und den dort Mitarbeitenden betreut) ist vorbildlich.
Seit 2012 gibt es ein Kooperationsabkommen zwischen den Universitäten Heidelberg und Szeged (siehe meinen damaligen Blog-Eintrag), der den Austausch von Studierenden und Doktoranden auch formal regelt. Davon haben auf beiden Seiten bisher einige Personen Gebrauch gemacht (es könnten durchaus mehr sein).
Jetzt hat mir die Universität Szeged, vertreten durch ihren Rektor Gábor Szabó und den Akademischen Senat, am 7.11.2015 in einem feierlichen Festakt an ihrem „Tag der Universität“ per Handschlag den Titel „Doctor Honoris Causa“ verliehen, für „outstanding achievements in concert with the mission of the University of Szeged“. Die Überreichung der Ehrenurkunden an insgesamt fünf derartig geehrte Personen (darunter auch der Nobelpreisträger Eric F. Wieschaus aus Princeton, USA) wurde durch den Rektor vorgenommen, die jeweiligen Dekane lasen die Laudationes. Eric Wieschaus bedankte sich im Namen von uns fünf Geehrten für die Auszeichnung und machte deutlich, wie wichtig gute Beziehungen unter verschiedenen Universitäten für die Entwicklung der Wissenschaften ist. Neben der Urkunde in lateinischer Sprache erhielten wir alle auch noch einen Talar in der Farbe der jeweiligen Fakultät („meine“ Faculty of Arts trägt blau, wie das Foto zeigt).
Das kleine Symposium, das zu meinen Ehren abgehalten wurde, enthielt neben der Begrüßung durch den Rektor Gábor Szabó interessante Beiträge von Eckhardt Klieme (DIPF Frankfurt), Detlev Leutner (Universität Essen), Gyöngyvér Molnár (Universität Szeged) und Benő Csapó, der die Laudatio hielt. Mit einem eigenen Grundsatz-Vortrag habe ich mich für die große Ehre bedankt. Es waren zahlreiche Gäste und Freunde aus Deutschland, Finnland, Luxemburg und der Schweiz anwesend, was mich sehr gefreut hat. Gefreut habe ich mich auch über eine Gesangseinlage der Szegediner Doktorandinnen und Doktoranden, die unter der sicheren Hand von Kata Asztalos für mich „Yesterday“ sangen. Sehr anrührend!
Ich freue mich riesig über diese Anerkennung meiner Arbeit und bin sehr stolz, Ehrendoktor der altehrwürdigen Universität Szeged zu sein!
zur Pressemitteilung der Universität Heidelberg
zur Pressemitteilung der Universität Szeged
zu einem Video der Feier auf YouTube