Laudate Papam!

Kinder suchen nach Aluminium, Kupfer oder Eisen auf der Müllhalde von Agbogbloshie/Accra. (Uniceffoto 2011) © dpa

Menschenunwürdige Bedingungen: Kinder suchen nach Aluminium, Kupfer oder Eisen auf der Müllhalde von Agbogbloshie/Accra. (Uniceffoto 2011) © dpa

Lobet den Papst Franziskus! Seine jüngste Enzyklika „Laudato si“ (hier zur deutschen Übersetzung) ist getragen von der Sorge um unseren Planeten und den Auswirkungen des menschengemachten Klimawandels (Untertitel der Enzyklika: „Über die Sorge für das gemeinsame Haus“). Zu den Zentralthemen dieser Stellungnahme, die aus 246 Absätzen besteht, gehören gemäß Absatz 16

  • „die enge Beziehung zwischen den Armen und der Anfälligkeit des Planeten;
  • die Überzeugung, dass in der Welt alles miteinander verbunden ist;
  • die Kritik am neuen Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik abgeleitet sind;
  • die Einladung, nach einem anderen Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen;
  • der Eigenwert eines jeden Geschöpfes;
  • der menschliche Sinn der Ökologie;
  • die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher Debatten;
  • die schwere Verantwortung der internationalen und lokalen Politik;
  • die Wegwerfkultur und der Vorschlag eines neuen Lebensstils“ (16).

Was für eine Liste! Und welch starke Aussagen Franziskus macht:

„Die Erde, unser Haus, scheint sich immer mehr in eine unermessliche Mülldeponie zu verwandeln (…) Noch ist es nicht gelungen, ein auf Kreislauf ausgerichtetes Produktionsmodell anzunehmen, das Ressourcen für alle und für die kommenden Generationen gewährleistet und das voraussetzt, den Gebrauch der nicht erneuerbaren Reserven aufs Äußerste zu beschränken, den Konsum zu mäßigen, die Effizienz der Ressourcennutzung maximal zu steigern und auf Wiederverwertung und Recycling zu setzen. Die Auseinandersetzung mit dieser Frage wäre ein Weg, der Wegwerfkultur entgegenzuwirken.“ (21 und 22)

Und zum Klimawandel:

„Es besteht eine sehr starke wissenschaftliche Übereinstimmung darüber, dass wir uns in einer besorgniserregenden Erwärmung des Klimasystems befinden. (23) (…) Wenn die augenblickliche Tendenz anhält, könnte dieses Jahrhundert Zeuge nie dagewesener klimatischer Veränderungen und einer beispiellosen Zerstörung der Ökosysteme werden, mit schweren Folgen für uns alle. (24) (…) Darum ist es dringend geboten, politische Programme zu entwickeln, um in den kommenden Jahren den Ausstoß von Kohlendioxid und anderen stark verunreinigenden Gasen drastisch zu reduzieren, zum Beispiel indem man die Verbrennung von fossilem Kraftstoff ersetzt und Quellen erneuerbarer Energie entwickelt.“ (26)

Über das Artensterben heisst es (33): „Die weitaus größte Mehrheit stirbt aus Gründen aus, die mit irgendeinem menschlichen Tun zusammenhängen (…) Die Pflege der Ökosysteme setzt einen Blick voraus, der über das Unmittelbare hinausgeht, denn wenn man nur nach einem schnellen und einfachen wirtschaftlichen Ertrag sucht, ist niemand wirklich an ihrem Schutz interessiert.“

Was sind die Handlungsempfehlungen? Im Kleinen könne jeder durch seinen Lebensstil einen Beitrag leisten. Der Papst schlägt vor, öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen, ein Auto mit mehreren Personen zu teilen (153), unnötige Lampen auszuschalten und Bäume zu pflanzen (211). Wow! Der Papst: nicht neu, aber so konkret! Das ist allemal besser als beten!

Das ganze Statement überzeugt auch deswegen, weil es der berichteten Bescheidenheit seiner Amtsführung entspricht. Vorbildlich also! Interessant, dass solche Äußerungen von einem einflussreichen Kirchenführer und nicht von unseren politischen Repräsentanten kommen – die G7 hätten dazu ja Gelegenheit gehabt! Zielkonflikte? Ganz offenkundig…

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